Langfristszenarien der Bundesregierung unzureichend: Klimaneutralität 2045 zu spät – Kosten zu hoch und Wachstumsgeschwindigkeit für Erneuerbare Energien zu niedrig angesetzt

Liebe Leserinnen und Leser,

Die Energy Watch Group hat eine neue Studie veröffentlicht (Energie & Managment berichtet), in der sie die wissenschaftlichen Grundlagen der Bundesregierung für ihre Klima- und Energiepolitik untersucht. Im Folgenden finden Sie die Pressemitteilung der EWG vom 30.10.2023.

Langfristszenarien der Bundesregierung unzureichend:

Klimaneutralität 2045 zu spät – Kosten zu hoch und Wachstumsgeschwindigkeit für Erneuerbare Energien zu niedrig angesetzt

Berlin | Das Ziel der Bundesregierung, bis 2045 Klimaneutralität zu erreichen, ist nicht mehr konform mit dem Pariser Klimaschutzabkommen. Eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau ist bereits heute kaum mehr zu erreichen. Um weitere Verluste und Schäden durch den Klimawandel zu begrenzen, muss die Transformation hin zu 100% Erneuerbare Energien über alle Sektoren bereits deutlich früher realisiert werden. Dass dies zu geringeren Kosten möglich ist, als bisher von der Bundesregierung angenommen wird, zeigt eine neue Analyse der Energy Watch Group
(vgl.
https://hans-josef-fell.de/wp-content/uploads/2023/10/EWG-2023-Langfristszenarien-der-Bundesregierung-unzureichend.pdf)

Die wissenschaftliche Grundlage der Bundesregierung für die Transformation hin zur Klimaneutralität und zu einem kostenoptimierten und sicheren Energiesystem sind die „Langfristszenarien für die Transformation des Energiesystems in Deutschland“. Die Langfristszenarien stellen eine maßgebliche Referenz dar, wenn es um weitreichende Entscheidungen hinsichtlich der Planung des zukünftigen Energiesystems geht. Eine neue Analyse der Energy Watch Group zeigt, dass grundlegende Annahmen in den Langfristszenarien über die Kosten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien zu hoch angesetzt werden. Zusätzlich werden die Kosten für fossile Brennstoffe deutlich zu niedrig prognostiziert. Die Langfristszenarien der Bundesregierung sind somit unzureichend und müssen aktualisiert werden.

Aktualisiert werden muss auch die Klimapolitik der Bundesregierung, da das Erreichen des 1,5°C-Ziels kaum mehr realistisch erscheint. So zeigte bereits 2019 eine Analyse des Sachverständigenrat für Umweltfragen, dass Klimaneutralität 2045 nicht ausreichend ist, um das Pariser Klimaschutzabkommen zu erfüllen. Auf dem Extremwetterkongress, der vor Kurzem in Hamburg stattfand, hieß es sogar, dass das 1,5°C-Ziel schon heute nicht mehr einzuhalten sei. Nur ein beschleunigter Ausstieg aus den fossilen Energien über alle Sektoren bis etwa 2030 würde es Deutschland allenfalls noch ermöglichen, eine zumindest theoretische Chance auf das Einhalten des 1,5°C-Ziels zu wahren. Dazu Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group:

„Die aktuelle dramatische Entwicklung der Klimakatastrophe erfordert ein wesentlich stärkeres Handeln des Gesetzgebers. Die wissenschaftlichen Grundlagen müssen aktualisiert werden, denn die Studien, auf die sich die Bundesregierung stützt, sind komplett unzulänglich. Sie unterschätzen u.a. die Geschwindigkeit des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und überschätzen deren Kosten.“

 

Über die Energy Watch Group

Die Energy Watch Group (EWG) ist ein unabhängiger, gemeinnütziger Think-and-Do-Tank mit Sitz in Berlin. Wir setzen uns dafür ein, politisches Handeln für Erneuerbare Energien und Klimaschutz weltweit zu beschleunigen – durch wissenschaftliche Analysen, Politikberatung und Dialog.

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