Infobrief 14/2016 / Vertuschung von Methanschlupf in USA / Podiumsdiskussion Fluchtursachen
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Infobrief
- Ehemaliger EPA-Offizieller vertuscht Methanschlupf der amerikanischen Gas-Industrie
- RadiokulturHaus ORF in Wien
Ehemaliger EPA-Offizieller vertuscht Methanschlupf der amerikanischen Gas-Industrie
Ein ehemaliger Offizieller der Environmental Protection Agency (EPA) in Amerika, Dr. David Allen, der Verbindungen zu der Industrie der fossilen Brennstoffe hat, soll verschleiert haben, dass mehr Methan als angenommen aus Gasfeldern durch Lecks in die Atmosphäre entweicht. Das haben Überwachungsbeauftragte herausgefunden. Sie haben nun dazu aufgerufen, den wissenschaftlichen Betrug zu untersuchen, der dazu geführt hat, dass wertvolle Jahre im Kampf gegen den Klimawandel verschwendet und die Sicherheit der Beschäftigten und der Anwohner aufs Spiel gesetzt wurden.
Der Vorwurf lautet, dass Dr. Allen über drei Jahre hinweg mitgeholfen haben soll zu vertuschen, dass wesentlich mehr Erdgas aus den Felder austritt als die Apparaturen bei Untersuchungen anzeigten. Es sind zwei Studien unter Dr. Allens Federführung veröffentlicht worden, die auf Grundlage falscher Daten falsche Schlussfolgerungen zogen. Zur selben Zeit sind auch Studien erschienen, die die Methanemissionen der Gas-Industrie viel höher einschätzten. Die Industrie selber benutze natürlich Allens Studien. Damit wollten sie wohl erreichen, dass die Anstrengungen der EPA für Emissionsminderungen in den USA zurückgefahren werden.
Selbst als der Entwickler der Technologie zur Messung des Methanschlupfes, Touché Howard, davor warnte, dass es zu falschen Messergebnissen kommt, wurden die falsche „Untersuchungen“ weiterverbreitet. Er hat sogar bewiesen, dass die Werte um das 100-fache höher sein könnten. Dr. Allen aber lehnt Gespräche mit Howard ab und meint weiterhin, alles sei in bester Ordnung.
Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Diese falschen Ergebnisse haben dazu geführt, dass niemand genau weiß, wie viel Methan wirklich aus undichten Stellen entweicht. Über Jahre haben sich so explosive Mischungen in der Luft gebildet und so die Gesundheit der Arbeiter und Anwohner gefährdet. Seit Beginn des Fracking-Booms in den USA sind die Methan-Emissionen der Staaten rapide angestiegen. Das ist besonders schlimm, da Methan im Vergleich zu CO2 eine 25-mal stärkere Klimawirkung hat.
Es ist erschreckend, wie die Lobby der fossilen Brennstoffe Einfluss nehmen kann auf eine Organisation, die gerade die klimaschädlichen Auswirkungen von Gas, Kohle und Öl verhindern soll. Dr. Allen ist jahrelang von eben dieser Industrie finanziert worden. Es scheint fast so, als hätte die amerikanische Gas-Industrie sich ihre niedrigen Emissionen erkauft. Vermeintlich wissenschaftliche Studien werden so verklärt und der Bevölkerung wird vorgegaukelt, alles sei in bester Ordnung. In Wahrheit aber sind ihre Gesundheit und ihr Lebensraum massiv gefährdet und das Klima wird massiv aufgeheizt.
Auch in Deutschland gilt das Erdgas als vermeintlich saubere und klimaschonende Energiequelle. Doch auch hier gibt es Methanschlupf und die wissenschaftlichen Aussagen, wie viel Methan z.B. über die tausende Kilometer langen Erdgaspipelines und in den Erdgasfeldern wirklich entweicht, gehen weit auseinander. Klar ist nur, dass z.B. in Russland Umweltanforderungen nicht sonderlich ernst genommen werden. Es muss endlich Schluss sein mit der Mär, dass Erdgas klimaschonend sei. Erdgas ist ähnlich wie Kohle und Erdöl ein schlimmer Klimakiller und muss zusammen mit den anderen fossilen und atomaren Energien durch Erneuerbare Energien ersetzt werden.
Es bleibt zu hoffen, dass diese falsch verbreiteten Informationen richtig gestellt werden können und wieder klar wird, dass die weltweiten Klimagasemissionen verschwinden müssen, um den Klimawandel aufzuhalten.
RadiokulturHaus ORF in Wien
Experten und Expertinnen diskutierten am 06. Juni über den Stellenwert der Energie- und Klimapolitik im Zusammenhang mit Fluchtursachen.
Die Diskussion fand statt mit: Kilian Kleinschmidt (UNHCR), Michael Bubik (Diakonie Eine Welt), Christoph Schweifer (Caritas), Johannes Wahlmüller (Global 2000), Peter Püspök (Erneuerbare Energien Österreich), Stefan Moidl (IG Windkraft), Helga Kromp-Kolb (BOKU Wien), Hans-Josef Fell (Energy Watch Group) und Gudrun Danter (ARGE Weltläden)
In der Diskussion hatte ich nicht nur das heutige Energiesystem als tiefere Ursache für die Fluchtbewegungen beschrieben. Vielmehr ergeben sich aus konsequentem Klimaschutz auch die Lösungen: Durch die Schaffung neuer Lebensräume in Gegenden mit degradierten Böden, z.B. Wüstenrandgebiete, kann vielen Flüchtlingen in ihrer Heimat neues Einkommen und eine Lebensgrundlage geboten werden. Mit Agro-PV, solarer Meerwasserentsalzung und Terra Preta, um die Böden fruchtbar zu machen, lassen sich große Landstriche wieder begrünen. Die Menschen bekommen Nahrung und Erneuerbare Energien, die Begrünungen schaffen wirksame Kohlenstoffsenken. Damit kann der Klimawandel aktiv und erfolgreich gestoppt werden.
Die Veranstaltung in Wien zeigt auf, dass es auch in Österreich sehr viele und verantwortungsvolle Kräfte gibt, die ernsthaft nach wirksamen Lösungen der weltweiten Fluchtbewegungen suchen. Dies geht in der öffentlichen Berichterstattung vielfach unter, die meist nur die ausländerfeindliche FPÖ präsentiert. Auch gibt es durchaus viele Kritiker in Österreich an den Beschlüssen der österreichischen Regierung zur Schließung der Balkanroute. Diese hat zwar die ankommenden Flüchtlinge nach Europa und Deutschland deutlich reduziert, aber das Leid der Flüchtlinge, die oft flüchten, um ihr nacktes Leben zu retten, massiv erhöht. Es bleibt zu hoffen, dass sich Veranstaltungen wie im ORF Haus in Wien vermehren, um humane Lösungen der Fluchtursachen zu finden.
Berlin, den 15. Juni 2016
Ihr Hans-Josef Fell