Europäischer Rat verfestigt große CO2-Emissionen bis weit über 2030 hinaus
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Europäischer Rat verfestigt große CO2-Emissionen bis weit über 2030 hinaus
In der EU soll nach gestrigem Beschluss des Europäischen Rates der Anteil der Erneuerbaren Energien nur 27 % bis 2030 betragen. Das bedeutet, dass die EU weiterhin massiv am alten fossilen/atomaren Energiesystem festhält. 73% der in der EU verbrauchten Energie sollen auch nach 2030 aus klimaschädlichem Erdöl, Erdgas, Kohle und Radioaktivität erzeugender Atomkraft kommen. Besonders schlimm ist es im Verkehrssektor, dort sollen Erneuerbare Energien bis 2030 nur 14% erreichen, was heißt, dass selbst 2030 noch 86% der europäischen Transportenergie auf Erdöl beruhen soll.
Damit missachtet die EU die in Paris unterzeichneten Klimaschutzziele von max. 2°C oder besser 1,5°C. Nach der Europäischen Wetterbehörde ECMWF hat die Erde ja schon eine Aufheizung von 1,3°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau erreicht, was befürchten lässt, dass 1,5°C schon um 2020 überschritten werden.
Mit solch ungeheuerlichen weiteren Emissionen bis weit in die Mitte des 21. Jahrhunderts hinein wird die EU keinen Beitrag dazu leisten, die Klimaschutzziele von Paris zu erreichen. Es ist sogar zu befürchten, dass bei einem solch niedrigen Gesamtniveau der emissionsfreien Erneuerbaren Energien bei anhaltendem Verkehrs- und Wirtschaftswachstum die CO2-Emissionen der EU bis über 2030 hinaus sogar wieder wachsen werden.
Der ganze Widersinn und Ignoranz dieser EU-Rats-Entscheidung gegenüber der Weiterentwicklung der Erneuerbaren Energien zeigt sich auch daran, dass die EU damit die extrem hohe Energieimportabhängigkeit mitsamt den großen geopolitischen Risiken aufrechterhalten will. Zudem bleibt Europa in einer immer teureren Energieversorgung, weil die Erneuerbaren Energien als heute die mit Abstand billigste Energiequelle auf niedrigem Niveau bleiben sollen.
Die Beschlüsse des Rates hängen auch weit hinter den Beschlüssen vieler anderer Nationen hinterher. Über 50 Nationen haben bereits beschlossen, ihre Energieversorgung auf 100% Erneuerbare Energien umzustellen. Schweden und Dänemark, die zu diesen Staaten gehören, konnten gegen die großen Widerstände von Deutschland, Osteuropa, Großbritannien und Frankreich keine offensivere Politik für Erneuerbare Energien in der EU durchsetzen.
Die EU wird damit die einstmalige Vorreiterrolle auch in der Industrieentwicklung der Erneuerbaren Energien an China, Indien, Nord- und Südamerika noch stärker verlieren als heute schon.
Statt den durch viele nationale Politiken in der EU fast schon zum Stillstand gekommenen Ausbau der Erneuerbaren Energien wirklich anzukurbeln, setzt der Europäische Rat weiter auf einen minimalen Erneuerbare-Energien-Ausbau, letztendlich um die Geschäftsmodelle der fossilen und atomaren Wirtschaft zu schützen. Dabei hat es die EU wirklich nötig den Ausbau der Erneuerbaren Energien massiv anzukurbeln, da im letzten Jahr 2016 die Erneuerbaren Energien nur noch um minimale 0,2 Punkte auf 16,7 % Anteil Erneuerbarer Energien am gesamten EU-Energiebedarf gewachsen sind.
Anfang nächsten Jahres wird nun der Europäische Rat, das EU-Parlament und die EU-Kommission die zum Teil noch geringfügig unterschiedlichen Ziele und Maßnahmen für die EU-Energiepolitik des kommenden Jahrzehntes festlegen. Erfahrungsgemäß wird sich aber an der EU-Politik zur Stützung der fossilen/atomaren Wirtschaft nichts mehr ändern. Es bleibt nun an den Unternehmen und Privatbürgern die großen Widerstände gegen den Ausbau der Erneuerbaren Energien selbst zu überwinden und damit dem Klimaschutz doch noch zum Durchbruch zu verhelfen. Die nun sehr billig gewordenen Erneuerbaren Energien bieten dazu die beste Basis. So könnte das unverantwortliche politische Ziel der EU nur 27% Erneuerbare Energien bis 2030 weit übererfüllt werden.
Hammelburg, den 19. Dezember 2017
Ihr Hans-Josef Fell