25 Jahre innovative Biogasentwicklung
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
25 Jahre innovative Biogasentwicklung
Vorgestern feierte der Fachverband Biogas in Nürnberg sein 25-jähriges Jubiläum. 25 Jahre, die eine erstaunliche innovative Entwicklung, insbesondere angestoßen durch das EEG 2000, brachte. Mir war bei der politischen Entwicklung des EEG die damals nur von wenigen Politikern unterstützte Biogastechnologie eine wichtige zu entwickelnde Technologie. Daher feierte ich gerne mit. Mit über 4800 Mitgliedern gehört der Fachverband Biogas zu Europas stärksten Organisationen im Bereich Biogas.
Viele Pioniere, zum Teil Biolandwirte, die oftmals schon vor dem EEG mit großem persönlichen Einsatz und unter schwierigsten ökonomischen Bedingungen gerade in Deutschland den Grundstein für die rasante Entwicklung der Biogastechnik in der Welt legten, waren unter den Gästen.
In der Tat kann die Biogasbranche auf eine erfolgreiche Entwicklung stolz sein. Auf der gleichzeitig stattfindenden Messe und Tagung „Biogas Convention and Trade Fair“ zeigten viele Unternehmen die neuesten Entwicklungen und ihre Innovationskraft. Dabei wurde auch klar wohin die Biogasentwicklung der kommenden Jahre gehen wird.
Neue hoch ertragreiche Blühpflanzenmischungen sind allmählich reif für die großflächigen Anwendungen. Die zu Recht kritisierten in einigen wenigen Anbaugebieten Deutschlands entstandenen Maismonokulturen werden zunehmend von Biogasfeldern abgelöst werden, wo sich eine hohe Biodiversität mit Bienenweiden entwickeln wird.
Neue enzymatische und mikrobiologische Anwendungen erhöhen die Biogasausbeute aus dem Pflanzensubstrat und der Gülle erheblich, z.B. mit dem Aufschluss des bisher in der Biogasanlage nicht verwertbaren Lignins.
Besondere Aktivitäten entwickeln viele Firmen für die Flexibilisierung der Biogasanlagen. Damit kann die Nutzung von Biogasstrom und deren Abwärme verstärkt auf die winterlichen Zeiten von Wind- und Solarflauten gelenkt werden. Einige Firmen arbeiten zusätzlich an Power to gas um Biogasüberschussstrom gleichzeitig in Grünes Gas zu verwandeln. Damit würde die Produktion von Grünem Gas als Ersatz für das hoch klimaschädliche Erdgas erheblich gesteigert.
Die Aufbereitung des Biogases zu Biomethan eröffnet den Weg in das Erdgasnetz, womit der sommerliche Biogasüberschuss für Stromerzeugung und Wärmenutzung im Winter und das Biomethan im Verkehr genutzt werden kann. Der Beitrag zum Klimaschutz im Verkehr wäre erheblich, da ein mit Biomethan betanktes Fahrzeug 90% weniger CO2 ausstößt als ein mit Erdöl betriebener Benziner. Insgesamt tragen die Biogasanlagen heute schon erheblich zum Klimaschutz bei. 2016 haben die Biogasanlagen in Deutschland fast 20 Millionen Tonnen CO2 eingespart.
Die Innovationskraft und der unternehmerische Mut vieler Firmen ist erstaunlich. Sie alle beklagen aber zu Recht die fehlende Unterstützung aus den Regierungen der letzten Jahre. Der deutsche Binnenmarkt wurde den Anlagenherstellern weitgehend geraubt. Viele große und kleine Firmen sind längt in Konkurs gegangen. Ein Überleben ist meist nur noch im schwierigen Auslandsgeschäft möglich.
Die im Jahre 2017 erwarteten Neubauten von Biogasanlagen betragen nur 137. 2011 wurden noch 1528 Anlagen neu zugebaut. Ursache ist im Wesentlichen der von der Regierung Merkel/Gabriel eingeführte Wechsel zu Ausschreibungen statt Einspeisevergütungen. Dieser muss in der kommenden Regierung korrigiert werden. Unterhalb 40 MW sollten bei allen Erneuerbaren-Energien-Anlagen wieder Einspeisevergütungen greifen, auch damit Genossenschaften für eine Strom- und Wärmerzeugung mit Nahwärmesystemen wieder die Dynamik entfalten können, wie sie in Deutschland schon vorhanden war.
Die Flexibilität der Bestandsanlagen darf nicht nur eine politische Absichtserklärung bleiben, sondern muss endlich auch gefördert werden. So ist die Abschaffung des Deckels in der Flexibilitätsprämie erforderlich und auch die Einführung der von mir vorgeschlagenen Kombikraftwerksvergütung. Zudem muss eine schnelle Förderung für den Bestand der Post-EEG-Biogasanlagen gefunden werden. Die Teilnahme an den Ausschreibungen reicht hier überhaupt nicht aus.
Die hochinnovative Biogasbranche, die an vielen Verbesserungen auch der lokalen Umweltanforderungen arbeitet, darf nicht weiter durch den Wechsel zu Ausschreibungen und andere Daumenschrauben dezimiert werden. Noch gibt es viele hochmotivierte Unternehmen. Doch wenn im kommenden Jahre nicht wieder Verbesserungen der politischen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dann wird auch die Technologieführerschaft Deutschlands genau den Weg wie schon die Solarindustrie nach China antreten. Deutschland ist auf dem schlimmen Wege auch mit der Biogasbranche eine wichtige Klimaschutztechnologie zu verlieren.
Berlin, den 15. Dezember 2017
Ihr Hans-Josef Fell