Indien, Iran und Nigeria mit Potential für ein Energiesystem aus 100% Erneuerbaren Energien bis 2050
Indien, Iran und Nigeria mit Potential für ein Energiesystem aus 100% Erneuerbaren Energien bis 2050
Neue Studien zeigen, dass Länder, welche heute noch von fossilen Brennstoffquellen abhängig sind, bis 2050 ein Energiesystem aufbauen können, welches vollständig auf Erneuerbaren Energien beruht und zudem kohlenstoffneutral ist.
17. März 2017, Berlin/Lappeenranta – In Indien, dem Iran und Nigeria kann bis zum Jahr 2050 die gesamte Elektrizität aus Erneuerbaren Energien hergestellt werden und dies zu geringeren Kosten als es heutige konventionelle Quellen können. Dies zeigen die Studien von Forschern der finnischen Lappeenranta Universität für Technologie.
Das gesamte Erneuerbare Elektrizitätssystem in Indien, dem Iran und Nigeria würde 60-70 % günstiger sein als ein so genanntes „kohlenstoffarmes“ Energiesysteme, mit nuklearen und fossilen Energien in Kombination mit CO2-Abscheidung und –Speicherung (CSS).
„Diese drei Länder haben ausreichend Erneuerbare Energiequellen und werden in den kommenden Jahren und Dekaden mit einem Anstieg des Energiebedarfs konfrontiert. Eine Transformation der auf fossiler Abhängigkeit beruhenden Wirtschaft kann die Energieversorgungssicherheit und das wirtschaftliche Wachstum antreiben“, meint Christian Breyer, Professor für Solarökonomie an der Lappeenranta Universität für Technologie und Vorsitzender des Wissenschaftsrates der Energy Watch Group in Berlin.
Die neuen Studien liefern eine hochauflösende Modellierung auf stündlicher Basis bezüglich der Energiesektoren Elektrizität, Entsalzung und Industriegas in Indien, dem Iran und Nigeria – ausschließlich auf Grundlage von Erneuerbaren Energien und Speichern. Nach Aussagen der Studien, werden Photovoltaik und Batteriespeicher die dominante Rolle im Energiemix spielen. Begünstigt durch die stetig fallenden Kosten und die vorteilhafte geographische Lage dieser Länder im globalen Sonnengürtel. Währenddessen kann der industrielle Gasbedarf vollständig durch Kombination von Biomethan und Power-to-Gas Prozessen gedeckt werden.
„Die neuen Studien zeigen, dass Investitionen in neue Kohle- und Atomkraftwerke nicht länger notwendig und unrentabel sind. Klimaschutz und der Verzicht auf radioaktive Gefahren sind realisierbar und ermöglichen zudem eine kostengünstige Energiesicherheit“, bekundet Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group.
In Indien werden Solarenergie und entsprechende Speicher das Rückgrat des Erneuerbaren Elektrizitätssystems bilden. In Perioden von geringer Sonneneinstrahlung und der Regenzeit werden Wind- und Wasserkraft helfen den Energiebedarf nachhaltig zu decken. Aber auch Solarenergie aus anderen Regionen Indiens, welche nicht von schlechten Wetterbedingungen betroffen sind, kann während diesen Zeiten durch ein verlässliches Energienetz zur Verfügung gestellt werden. Im Iran hingegen wird zunächst Wind den Großteil der Energie liefern, ab 2030 werden auch hier Sonnenenergie und Photovoltaikanlagen den Löwenanteil übernehmen. In Nigeria kann der Ausstieg aus fossilen Energiequellen schon bereits 2040 vollzogen werden, welches dazu führen wird, dass auch hier Photovoltaik und Batteriespeicher das Energiesystem nachhaltig dominieren werden.
Gemäß den Studien, werden die Kosten 2050 für eine Megawattstunde (MWh) zwischen 37-42€ in Indien, 32-44€ im Iran und 35-38€ in Nigeria liegen. Die Gesamtkosten, welche neben der Produktion auch die Speicherung und Übertragungsverluste umfassen, werden günstiger sein als konventionelle Energiequellen. Beispielsweise, neue nukleare Energie kostet etwa 110€/MWh und Energie aus fossilen Quellen inklusive CSS um die 120€. Die Studie bezüglich des Irans zeigt zudem auf: falls die Energiewende langsamer von statten geht als potentiell möglich, würde dies zusätzliche Kosten im zweistelligen Milliardenbereich bedeuten.
„Es ist nun eine Frage von vorteilhaften politischen und finanziellen Rahmenbedingungen, welche Investitionen in Erneuerbare Energien unterstützen. Das bereits beeindruckende exponentielle Wachstum sollte weiter angetrieben werden, um die Studienergebnisse Realität werden zu lassen“, meint Breyer und fügt hinzu „falls Indien, der Iran und Nigeria den Übergang zu 100% Erneuerbarer Energien schaffen, werden andere Länder in ihren Nachbarregionen sie als Vorbilder ansehen und folgen.“
Die Studien sind zu finden:
India: paper: http://bit.ly/2nsJCfK presentation: http://bit.ly/2nwJ2Ku
Iran: paper: http://bit.ly/2mUfVCJ presentation: http://bit.ly/2m6MMVW
Nigeria: paper: http://bit.ly/2mzo9gX presentation: http://bit.ly/2n40CYH