Russland stoppt Kohlelieferungen in die Ukraine
Russland stoppt Kohlelieferungen in die Ukraine
Aufgrund der Kämpfe im Osten des Landes sind die Kohlelieferungen aus dem ostukrainischen Kohlebecken in die ukrainischen Kraftwerke gestört. In der Folge ist die Ukraine gezwungen, für den beginnenden Winter russische Kohle zu kaufen. Energieminister Juri Proda hatte angekündigt, monatlich ca. eine Million Tonnen Kohle zu importieren. Kohlekraftwerke stellen in der Ukraine 40% der Stromerzeugung sicher.
Während die Ukraine vergeblich versucht, sich aus der russischen Energieabhängigkeit zu befreien, führt der Kreml seine Knebelung fort, indem er nach dem erbitterten Gasstreit nun auch noch den Kohleimport stoppt. Laut ukrainischem Energieministerium wurden die Lieferungen aus Russland gestern ohne Vorwarnung gestoppt. Russland setzt nun offensichtlich seine Versuche, die ukrainische Wirtschaft in die Knie zu zwingen, mit einem Kohlestreit fort.
Für die EU und Deutschland sollte dies eine Warnung sein. Denn auch Deutschland ist stark vom Import von Steinkohle abhängig. 25% der Kohleimporte stammen dabei aus Russland. Insofern ist es irreführend, von der „heimischen“ Kohle zu sprechen. Die Schließung der Kohlekraftwerke zugunsten des Ausbaus der Erneuerbaren Energien ist nicht nur aus Klimaschutzgründen geboten, sondern auch eine Notwendigkeit aus der Perspektive der Versorgungssicherheit. Heimische Braunkohle kommt als Ersatz aufgrund ihrer extrem klimaschädlichen Eigenschaften als schmutzigster Energieträger nicht in Frage.
Insofern ist die derzeitige Diskussion in Deutschland völlig absurd. Der Vorschlag von Wirtschaftsminister Gabriel, im Kraftwerkspark 22 Mio. Tonnen CO2 bis 2020 einzusparen, ist schon viel zu schwach, um wirksam den Klimawandel zu bekämpfen. Dass aber jetzt noch die Gewerkschaften und der BDI auf Gabriels Vorschlag eindreschen, ist vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse noch weniger nachzuvollziehen. Sie sehen offensichtlich immer noch nicht die den Frieden destabilisierende Dimension von Energieabhängigkeiten. Diese werden sich aber weiter verschärfen, wenn die Ruhrkohle in einigen Jahren nicht mehr verfügbar sein wird. Dabei wäre es laut einer neuen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schon heute möglich, auf einige Kohlekraftwerke zu verzichten. So riskieren wir, dass Deutschland nicht nur beim Erdgas und Erdöl, sondern auch bei der Kohle immer weiter von Russland abhängig wird. In welche politische Ohnmacht aber eine starke Energieabhängigkeit führen kann, zeigt das Beispiel der Ukraine nur zu deutlich.
Berlin, den 25. November 2014
Ihr Hans-Josef Fell