Offener Brief an den UN-Menschenrechtsrat: Für ein Recht auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt

Liebe Leserinnen und Leser,

Offener Brief an den UN-Menschenrechtsrat: Für ein Recht auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt

In Zeiten des weltweiten Klimanotstandes ist es entscheidend, dass die internationale Staatengemeinschaft endlich ein allgemeines Menschenrecht auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt anerkennt. Deswegen ist die Energy Watch Group Unterzeichnerin eines offenen Briefes an den Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen, damit er dieses Recht auf seiner Versammlung am 14. September anerkennt und in der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte verankert. Der Brief wird unterstützt von über 800 Akteuren, darunter zivilgesellschaftliche Organisationen, soziale Bewegungen, regionale Gemeinschaften und Vertretungen indigener Völker aus der ganzen Welt.

Initiiert wurde der Brief von der lateinamerikanischen Umweltorganisation Asociación Interamericana para la Defensa del Ambiente (AIDA) und einer transkontinentalen Koalition von Organisationen, die sich seit Jahren für das Recht auf eine gesunde Umwelt stark machen.

Die immer schneller und verheerender fortschreitende Klimakrise führt nicht nur zu einer rapiden Erhitzung des Weltklimas, lässt den Meeresspiegel ansteigen, erhöht die Wahrscheinlichkeit für Extremwetterereignisse und sorgt für Hitzeperioden, sondern hat bereits heute gravierende Folgen für die Gesundheit und das Wohlergehen aller Menschen auf diesem Planeten. Sie führt zu Hungersnöten, Hitzetoten und Migrationsströmen, sie befeuert Konflikte und gefährdet die wirtschaftliche und soziale Stabilität vieler Länder weltweit. Mit zunehmender Intensität werden uns diese Folgen immer härter treffen und letztendlich die Existenz der menschlichen Zivilisation gefährden. Hinzu kommen die zunehmende Verschmutzung der Erde, der Ozeane und der Luft und der sich dramatisch fortsetzende Biodiversitätsverlust. Alle drei Faktoren, die Klimakrise, Verschmutzung und der Verlust an Biodiversität, verstärken sich außerdem gegenseitig und machen unseren Planeten immer unbewohnbarer.

Gerade vor diesem Hintergrund brauchen wir schnelle, tiefgreifende und transformative Veränderungen, also den Ersatz fossiler Brennstoffe durch Erneuerbare Energien, die Beseitigung der Armut, ein vernünftiger Umgang mit Chemikalien, der Abfall und Umweltverschmutzung beseitigt und die Nachhaltigkeit fördert, sowie den stärkeren Schutz der Biodiversität und gesunder Ökosysteme.

Wichtig hierbei ist jedoch, dass solche Maßnahmen den Schutz der Menschenrechte, des Landes und der Lebensgrundlagen indigener Völker und aller anderen Gemeinschaften, die nachhaltig in Naturschutzgebieten leben, gewährleisten, und ein nachhaltiges und gesundes Leben aller in einer sicheren und sauberen Umwelt sicherstellen. Mit der Schaffung des Menschenrechts auf eine sichere, sauber, gesunde und nachhaltige Umwelt würde sich die Notwendigkeit eines raschen und umfassenden Handelns auch im internationalen Recht widerspiegeln und gerade deswegen wäre dieses „neue“ Menschenrecht ein sehr wichtiger Schritt.

Bereits im März dieses Jahres hatte eine Reihe führender NGOs den UN-Menschrechtsrat dazu aufgefordert, das allgemeine Menschenrecht auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt anzuerkennen. Doch die damaligen Bemühungen blieben ohne Erfolg.

Es bleibt zu hoffen, dass ein nun viel größeres Bündnis und die größere Aufmerksamkeit dazu führt, die Regierungsvertreter*innen zu überzeugen, dieses Recht anzuerkennen. Denn die normative Entfaltungsmacht, die ein solcher Entschluss hätte, ist nicht zu unterschätzen. Zudem würde die internationale Staatengemeinschaft ein wichtiges Zeichen setzen und den Willen zeigen, der Zerstörung unserer Umwelt und der Erhitzung des Klimas entschlossen entgegenzuwirken.

Hammelburg, 14. September 2020

Ihr Hans-Josef Fell