Das beschleunigte Waldsterben in Deutschland wird durch Klagen gegen Windkraft im Wald massiv befördert

Der Wald stirbt in Deutschland zunehmend schneller. Nach Satellitenanalysen des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gingen von Herbst 2017 bis 2024 mehr als 900.000 Hektar Wald verloren, was rund 8,5 Prozent der gesamten deutschen Waldfläche entspricht.

Seit 2021 haben sich die Verluste fast verdoppelt.

„Umwelteinflüsse und Schädlingsbefall haben in unseren Wäldern deutliche Spuren hinterlassen“, sagte die Vorstandsvorsitzende des DLR, Anke Kaysser-Pyzalla. Ungewöhnlich starke Dürreperioden, Hitzewellen und Stürme hätten Deutschlands Wäldern in den vergangenen Jahren erheblich zugesetzt.

Damit wird erneut eindrucksvoll und erschreckend aufgezeigt, dass die menschengemachte Erdaufheizung mit ihren Wetterextremen auch in unseren Wäldern und an der Biodiversität größten Schaden verursacht.

Viele Naturschützer müssen endlich konsequent umdenken

Natürlich haben die großen Umweltschutzverbände den Klimaschutz in ihrem Forderungskatalog – und damit auch den Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Die komplette Umstellung auf 100 % Erneuerbare Energien ist die wichtigste Einzelmaßnahme für den Klimaschutz, denn die Nutzung von Erdöl, Erdgas und Kohle verursacht global etwa 60 % aller Treibhausgasemissionen. Das wissen auch die großen Naturschutzverbände wie BUND oder NABU, und sie wissen auch, dass Klimaschutz ohne Windkraft nicht wirklich möglich ist.

Viele Kreisgruppen und Aktive in den großen Verbänden treten an vorderster Front für Bürgerwind- oder Solarparks ein, während traditionelle Umweltschützer – selbst in den großen Verbänden – den Klimaschutz nachrangig sehen, wenn es um Biotope, Wildtiere oder den Wald vor Ort geht. Klagen gegen Windkraftanlagen, gegen PV-Freiflächenanlagen oder gegen E-Mobilfabriken werden vor allem von Naturschützern geführt oder von Verbänden, die sich das Naturschutzetikett anheften, um es zu missbrauchen.

Sie behaupten, den örtlichen Wald auch vor Windkraftanlagen schützen zu wollen und die Rodung der relativ wenigen Bäume, die für ein Windrad abgeholzt werden müssen, zu stoppen – und merken nicht, dass sie damit einen wesentlichen lokalen Beitrag zum Klimaschutz blockieren, der überall erforderlich wäre.

Die Konsequenz ist, dass mit Hunderten von Klagen die Umstellung auf Erneuerbare Energien – und damit der Klimaschutz insgesamt – massiv behindert wurde und weiter wird. Daher ist es kein Wunder, dass auch Wälder absterben, die Naturschützer eigentlich vor der Windkraft „retten“ wollten.

Selbst dort, wo Windräder verhindert werden, stirbt der Wald:

Beispiel: Reinhardswald in Hessen

In die Bundesschlagzeilen schafften es die Anti-Windkraft-Kampagnen im hessischen Reinhardswald, weil die AfD-Bundessprecherin Alice Weidel das Niederreißen aller Windräder forderte (siehe auch weiter unten).
Der Reinhardswald ist ein großes, naturnahes Waldgebiet, das durch den Klimawandel stark bedroht ist und in dem es bereits abgestorbene Waldflächen gibt.

Naturschutzverbände wie die Naturschutzinitiative e.V. haben den Widerstand gegen die Windkraft im Reinhardswald hochgezogen, so dass sich andere – wie die AfD Vorsitzende – nur darauf berufen konnten.

Beispiel: Das Biosphärenreservat Rhön

In der Rhön, meiner engeren Heimat, kenne ich viele abgestorbene Waldgebiete. Gerade in den letzten Jahren sind große Waldbestände abgestorben – nicht nur Fichtenmonokulturen, sondern auch wertvolle Buchenbestände.
Schon vor über 20 Jahren gab es in der Hochrhön Windkraftinitiativen, da die Region besonders windreich ist.
Bis heute steht in der Hochrhön – mit Windgeschwindigkeiten wie an der Deutschen Küste – im Biosphärenreservat Rhön kein Windrad, obwohl die UNESCO-Biosphärenreservatsverordnung in der Entwicklungszone solche Anlagen grundsätzlich zulassen würde.
Naturschutzverbände und Naturschutzbehörden verhindern bis heute pauschal die Ausweisung von Windgebieten, gerade dort, wo besonders viel Wind weht – zuletzt wieder in der Thüringischen Rhön.

Klimaschutz, der mittel- und langfristig zum Erhalt der Wälder, der Biodiversität vor Ort und auch des Landschaftsschutzes in diesen waldreichen Gebieten unverzichtbar sein sollte, spielt offensichtlich immer noch eine untergeordnete Rolle.

Ganze windstarke Landstriche, wie weite Teile der Rhön oder des Spessarts, wurden und werden von Windkraftanlagen freigehalten. Aber gerade auch dort ist inzwischen viel Waldfläche abgestorben – wegen Hitze, Dürre und der sich deshalb schnell ausbreitenden Baumschädlinge. Viele Naturschützer haben damit dem Schutz des Waldes und der Natur einen Bärendienst erwiesen. Sie wollten den Wald vor der Klimaschutzanlage Windkraft schützen, haben die Windkraft verhindert und so indirekt das Waldsterben befördert, weil Kohle- und Erdgaskraftwerke dadurch viel zu lange Klimagase emittieren.

Leider stützen auch staatliche Behörden viele dubiose Windkraftklagvereine

In einer Erhebung der Fachagentur für Windenergie an Land (FA Wind) von 2019 prozessierten Natur- und Umweltschutzverbände gegen 198 Windräder – der NABU alleine gegen 98.
Laut FA Wind tritt ein bayerischer Naturschutzverband bei 37 Windenergieanlagen als Kläger auf – nach Kontext-Recherchen der „Verein für Landschaftspflege und Artenschutz in Bayern“ (VLAB). Eine in Rheinland-Pfalz ansässige Vereinigung, die „Naturschutz-Initiative“ aus Quirnbach im Westerwald, klagt gegen 27 Windturbinen. 22 Windräder beklagt ein Verband in Niedersachsen. Vier weitere Verbände prozessieren gegen insgesamt 19 Windräder in drei Bundesländern.

Diese und viele weitere Klageinitiativen sind vom Umweltbundesamt (UBA) und einigen Landesbehörden – wie Bayern, Rheinland-Pfalz oder Baden-Württemberg – als klageberechtigte Naturschutzverbände anerkannt.
So erkannte das Umweltbundesamt (UBA) etwa die „Bürgerinitiative Gegenwind Flörsbachtal“, „Gegenwind Bad Orb“ und die „Bürgerinitiative: Windkraft im Spessart – In Einklang mit Mensch und Natur“ als klageberechtigt an. Kurz nach dem UBA-Bescheid gingen letztere im Juli 2018 gerichtlich gegen den Windpark Flörsbachtal-Roßkopf im hessischen Teil des Mittelgebirges vor.

Im Februar 2019 schoben die Initiatoren den Appell „Die Einzigartigkeit des Naturparks Spessart erhalten!“ nach. Diesen unterschrieb unter anderem Fritz Vahrenholt, Vorstand der Deutschen Wildtier Stiftung (DWS) in Hamburg, die mit finanzieller Unterstützung des Kohlekonzerns RWE Windenergie bekämpft, wie Kontext bereits berichtete.

Auch den Spessart in meiner direkten Heimat kenne ich sehr gut. Den aggressiven Windkraftgegnern bin ich dabei oft begegnet.

Da verdichtet sich der Eindruck, dass auch viele deutsche Windkraftgegner von der fossilen Wirtschaft finanziell unterstützt werden – ähnlich wie in den USA (siehe unten).

Die durch Windkraft abzuholzende Waldfläche ist winzig im Vergleich zum abgestorbenen Wald

Der Eingriff von Windkraft in den Wald ist minimal. Die Klimaschutzwirkung und damit die Waldschutzwirkung ist wesentlich höher als die Abholzungsfläche.

Für ein Windrad im Wald wird durchschnittlich etwas weniger als ein halber Hektar abgeholzt, der jedoch an anderer Stelle durch die gesetzlich vorgeschriebenen Ausgleichsmaßnahmen meist wieder aufgeforstet wird.
Ende 2020 standen in Deutschland etwa 2.100 Windenergieanlagen im Wald. Diese Windräder benötigten knapp 960 Hektar abgeholzte Fläche.
Das entspricht nur etwas mehr als ein Tausendstel der durch die Erdaufheizung in Deutschland verlorenen Waldflächen von 900.000 Hektar.

Viele Windkraftgegner stellen das Naturschutzargument nach vorne, verfolgen dabei aber andere Interessen

In den USA stehen 100 Millionen Dollar an indirekten Spenden sowie ein Netzwerk aus Anwälten und Initiativen rund um lokale Windkraft-Gegner in Verbindung mit großen Ölfirmen. Diese haben die Windkraftgegner finanziell unterstützt, damit sie ihre Proteste gegen die Windkraft lautstark und mit Klagen führen können.
Neben Argumenten wie Lärm oder Schattenwurf stehen Naturschutzargumente bei den Windkraftgegnern ganz oben auf den Protestplakaten: Schutz des Waldes vor Windkraft oder Vogelschutz.

Es ist zu vermuten, dass auch in Deutschland viele Windkraftproteste stark von der fossilen Wirtschaft unterstützt werden – jedenfalls sind es die gleichen Muster und Argumente wie in den USA. Dabei sind die Thesen der Windkraftgegner nicht stichhaltig, sondern häufig widerlegt – wie der oben erwähnte Faktenschutz des BR zum Wald eindrucksvoll aufzeigt.

Eindeutig ist: Wer trotz Widerlegung seiner Argumente diese weiterhin aufrechterhält, verfolgt andere Interessen im Hintergrund. Dies könnten zum Beispiel Zahlungen von fossilen Konzernen sein.

Als Beispiel sei der als Naturschutzverein getarnte VLAB genannt, der allein in Bayern gegen 51 Windkraftanlagen klagte und 17 davon verhinderte.

In diesem Verein sind viele Klimawandelleugner aktiv – ganz wie in der US-Ölwirtschaft, die die Kampagnen der Klimawandelgegner finanzierte und finanziert.

Auch Weidel und Merz benutzen vorgeschobene Naturschutzargumente gegen Windkraft

Kanzler Merz stört sich am Landschaftsbild in seinem waldreichen Wahlkreis Hochsauerland und setzte eine Windausbau-Behinderungsregelung noch unter der Ampelregierung gegen den angeblichen Windkraft-Wildwuchs durch. Er macht sich Sorgen um den Tourismus in seiner waldreichen Region.

Dabei ist gerade auch das Hochsauerland vom Waldsterben besonders betroffen.
Kanzler Merz, der bereits mehrfach ein Bremsen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien und das Verschieben von Klimazielen gefordert hat, wird mit dem durch fehlenden Klimaschutz beschleunigten Temperaturanstieg auf der Erde auch in seinem Wahlkreis ein verstärktes Waldsterben erleben müssen. Dass dadurch das Landschaftsbild leidet und viele Touristen ausbleiben werden, scheint ihn jedoch wenig zu kümmern.

Vorrangig sind offenbar seine Interessen, die er mit der fossilen Wirtschaft teilt.

Jedenfalls tummeln sich auch in seinem CDU-Umfeld zahlreiche Stiftungen und Vertreter aus der US-Ölwirtschaft, die bereits mit viel Geld Trump und seine Klimaleugner groß gemacht haben.

Correctiv hat diese Verbindungen näher beleuchtet und erschreckende Zusammenhänge zwischen der US-Klimaleugnerszene und der deutschen Politik, vor allem in der FDP sowie in der CDU/CSU, aufgezeigt.

Trump und Merz sind sich einig, dass Windräder hässlich seien und deshalb politisch bekämpft werden müssten.

Auch Alice Weidel, Bundessprecherin der AfD, gehört zu diesem Club von Klimaleugnern und Windkrafthassern.

So forderte sie auf einem AfD-Parteitag vor der Bundestagswahl das „Niederreißen“ aller Windräder. Später relativierte sie ihre Aussage und erklärte, sie habe damit nur die Windräder im hessischen Reinhardswald, dem sogenannten Märchenwald, gemeint.

Auch bei Alice Weidel steht der Waldschutz als vorgeschobenes Argument gegen Windräder. Dabei geht es bei der Forderung nach dem Niederreißen aller Windräder oder dem „Bekenntnis“, Windräder seien hässlich, meist darum, die schmutzige, klimaschädliche fossile Energie aufrechtzuerhalten. Diese fossile Energie trägt mit ihren Emissionen maßgeblich dazu bei, dass der deutsche Wald in den letzten Jahren bereits zu über 8% abgestorben ist.

Wenn Merz sich mit dem Bau neuer Erdgaskraftwerke und dem Fortführen des fossilen Verbrennungsmotors durchsetzt, wird er damit das Waldsterben infolge der Erderwärmung fördern – genauso wie Weidel, die weiterhin Erdgas und Erdöl importieren will, auch aus dem kriegstreibenden Russland.

Viele konservative Naturschützer sind zum Stichwortgeber der Klimawandelleugner und Anti-Windkraftinitiativen geworden

Natürlich ist es wichtig, auch vor Ort um den Bestand der Wälder zu kämpfen und die Biodiversität zu schützen. Es gibt tatsächlich große Zerstörungen unserer Wälder, denen entgegenzutreten gilt, wie neue Autobahnen oder die Ausweitung des RWE-Kohlebergbaus.

Windkraftanlagen sollten aber nicht verhindert werden, um Wald zu schützen. Denn Klimaschutzmaßnahmen, wie Windräder auch im Wald, sind wichtig, damit Klimaschutz stattfindet. Andernfalls – wie man jetzt in der neuen DLR-Veröffentlichung sehen kann – sterben Wälder wegen der Erdaufheizung flächendeckend ab, viel mehr als für Windräder je abgeholzt werden müsste.

Doch die Windkraftgegner, die sich zum Schutz der fossilen und atomaren Wirtschaft mit Klagen und Protesten sowie mit politischen Stellungnahmen hervortun, haben in ihren Klageschriften und Plakaten immer den Schutz der Biodiversität ganz oben: Windkraft nicht im Wald; Windkraft und Vögel; Wasserkraft und Fische; PV-Freiflächen und Biotopschutz.

Naturschützer sind so mit ihren berechtigten Forderungen nach Schutz der Biodiversität zum Stichwortgeber für die Verhinderer der Erneuerbaren Energien, die Klimawandelleugner und Verfechter der fossilen und atomaren Energiewirtschaft geworden.

Sie haben damit dem von ihnen selbst geforderten Klimaschutz einen Bärendienst erwiesen. Naturschützer sollten sich dessen endlich bewusst werden und nicht mehr gegen Erneuerbare Energien zu Felde ziehen. Am Ende bekommen sie mit ihrer Verhinderung von Klimaschutztechnologien wie Windrädern doch nur eine weitgehend zerstörte Biodiversität – wie das vom DLR aufgezeigte massive deutsche Waldsterben.