Klimaanpassungskosten mit 7,5 Mrd. Euro für Berlin erstmals kalkuliert
BerlinerInnen: Unterzeichnet bitte den Volksentscheid Baum
In Berlin startet gerade ein Volksentscheid für mehr Bäume und Grün. Ziel ist es die schwerwiegenden Folgen einer weiteren Aufheizung der Erde abzumildern. Insbesondere Hitze und Starkregen sorgen jeden heißen Sommer für mehr Tote, Gesundheitsschäden, Sachschäden und zunehmend mehr geschädigte bis sterbende Bäume.
In Berlin gab es 2022 zwölfmal mehr Hitze- als Verkehrstote, überwiegend ältere Menschen. Gerade unsere Städte stehen an der Frontlinie der Klimakrise. Hitze, Starkregen und Trockenheit treffen den urbanen Raum besonders hart und fordern uns dazu auf, jetzt zu handeln. Handeln wir nicht, werden unsere Städte zunehmend grauer, heißer und für zu viele Menschen tödlicher.
Erstmals wurden die Kosten der Klimaanpassung für eine deutsche Großstadt ermittelt und ein Klimaanpassungsgesetz entworfen
Genau hier setzt der Volksentscheid Baum an – ein ehrgeiziger Plan, der Berlin bis 2040 durch ein Klimaanpassungsgesetz hitzesicher machen soll. Dieses wurde von über 50 ehrenamtlichen JuristInnen und ExpertInnen erarbeitet.
In den kommenden Abschnitten erfahren Sie alles Wichtige zu diesem Projekt, das Deutschlands erstes konkretes kommunales Klimaanpassungsgesetz per Volksentscheid in Kraft setzen will.
Auch die Energy Watch Group hat die erstmalige Kalkulation der Kosten für die Klimaanpassung einer deutschen Stadt finanziell unterstützt.
7,5 Milliarden Euro bringen viel für Berlins Zukunft
Beeindruckende Investitionen und Ausgaben von 7,5 Milliarden Euro sollen bis 2040 in Berlin fließen – ein Meilenstein in der Klimaanpassung, wie ihn bisher keine andere Stadt in Deutschland angestrebt hat. Mit dieser Kalkulation bestätigt sich die bisherige gebetsmühlenhafte Warnung der Klimabewegung, dass Klimaschutz allemal günstiger als Klimaanpassung ist. Nun haben wir erstmals die Rechnung dafür sehr konkret auf dem Tisch, kalkuliert vom Team der Initiative Baum-Entscheid aus Berlin.
Die Zahl ist beeindruckend: 7,5 Milliarden Euro bis 2040, um Berlin klimaresilient zu machen. Diese Summe wird für den Erhalt und den Ausbau von 1 Million gesunden Straßenbäumen, 1.000 Miniparks, 100 größeren Grünflächen sowie für zwei Grad taugliche Kühlungsleistungen in allen sogenannten „Hitzevierteln“ (ca. 170 von 540 Kiezen in Berlin, siehe Online-Karte zu den Hitzevierteln) ausgegeben.
Diese Maßnahmen sind notwendig, um die Temperatur in den am stärksten belasteten Gebieten um bis zu zwei Grad zu senken und den Hitzezuwachs durch den Klimawandel halbwegs zu kompensieren. Diese Initiative zeigt, dass Klimaanpassung kein theoretisches Konzept mehr darstellt, sondern zur realen, greifbaren Aufgabe geworden ist – mit dem klaren Ziel, die Lebensqualität aller BerlinerInnen erträglich zu erhalten, hier und da vielleicht auch zu verbessern.
Klimaanpassungskosten sind mit dem Berliner Senat abgestimmt
Es ist das erste Mal, dass für eine deutsche Stadt eine so umfassende Klimaanpassungsstrategie mit sehr konkreten quantitativen und qualitativen Maßnahmen konzipiert und kalkuliert wurde. Solche Zahlen gibt es bislang nicht. Einig sind sich in diesem Fall der Senat der Stadt Berlin und die Initiative über die Größenordnung. Zwischen 7.2 Mrd. Euro, so die amtliche Kostenschätzung, und 7.5 Mrd. Euro liegen die Schätzungen für den Mindestaufwand; vermutlich wird es teurer werden, auch da sind sich Senat und Initiative einig. Im Klimaschutz sind solche Summen häufig Investitionen mit einem klaren betriebswirtschaftlichen Return on Investment. In der Klimaanpassung sind es Ausgaben ohne Return, bestenfalls zur Vermeidung noch höherer Schadenssummen oder ethischerweise schwer kalkulierbarer Zahlen für den Tod von Menschen.
Klimaanpassungskosten nur etwas teurer als der neue Berliner Flughafen BER
Berlin wird nicht ohne Weiteres bereit sein, diese enormen Summen auszugeben. Im Vergleich von 6 Mrd. Euro für den BER oder 11 Mrd. Euro für den Bahnhof Stuttgart 21 zeigen sich die Dimensionen. Umgerechnet auf 500 Mio. Euro pro Jahr liegt es bei 13% der Investitionen des Berliner Haushalts, 1,2% des Haushalts und 0,3% des BIPs. Berlin will künftig nicht mehr nur 700 Mio. Euro p.a., sondern 1,4 Mrd. Euro pro Jahr verbauen, nicht in Bäume, sondern in Beton, und hat dazu noch ein Schneller-Bauen-Gesetz im Senat verabschiedet.
Wer einen schnellen Überblick über die Maßnahmen und Kostenkalkulation haben will, kann den empfehlenswerten Reader lesen.
Der Volksentscheid Baum setzt damit nicht nur neue Maßstäbe in der urbanen Klimaresilienz, sondern ebnet auch den Weg für andere Städte in Deutschland, diesem Beispiel zu folgen. Es geht darum, die Berliner Infrastruktur und das Stadtgrün fit zu machen für die Herausforderungen, die uns der Klimawandel bereits heute aufzeigt.
Klimaanpassung trägt gleichzeitig zum Klimaschutz bei
Der Volksentscheid Baum verbindet Klimaanpassung und Klimaschutz auf intelligente Weise.
Zum einen schaffen mehr Bäume und Grünflächen große Kohlenstoffsenken und entfernen so Kohlendioxid aus der heute bereits überladenen Atmosphäre. Schon das alleine ist ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.
Doch genauso wichtig ist der motivierende Charakter eines Volksbegehrens, sich selbst aktiv für den Klimaschutz einzusetzen.
Wenn für das Volksbegehren mobilisiert wird, werden die lokalen Auswirkungen der globalen Krise verdeutlicht, aufgezeigt und erklärt. Automatisch wächst so eine größere Akzeptanz für Klimaschutzmaßnahmen, denn die Akzeptanz steigt mit dem Wissen, gerade in konservativen Kreisen. So zeigten Umfragen einen Rückhalt von über 80% für das Anliegen, auch 70% bei CDU- und AfD-Wählern, eine einmalige Situation in der Klimakommunikation, wie wir sie sonst nicht kennen.
Warum gibt es diesen großen Rückhalt? Weil Menschen den direkten Nutzen von Stadtgrün und kühlenden Maßnahmen unmittelbar spüren und längst kennen. Wer sich im Schatten eines Baumes ausruht oder in einem neuen Park entspannt, versteht den Wert dieser Maßnahmen. Wenn 50 – 90% der Straßenbäume geschädigt sind, bereits jetzt 6.000 Straßenbäume pro Jahr gefällt werden, bestenfalls aber nur die Hälfte nachgepflanzt werden, dann wissen die BürgerInnen intuitiv, dass es in Berlin grauer, heißer und für viele ungesünder, sogar tödlicher wird. Auch die Leistungsfähigkeiten der Belegschaften sinken, auch das zeigen die Umfragen der Gewerkschaften längst.
Genau hier liegt die Stärke des Volksentscheids Baum: Er mobilisiert die Bevölkerung durch greifbare, lokale Veränderungen, die das Leben in der Stadt erträglich halten und verbessern. Diese Sichtbarkeit der Maßnahmen baut nicht nur Akzeptanz auf, sondern verstärkt auch den politischen Druck auf die Verantwortlichen, endlich aktiv zu werden. Wenn es das Volksbegehren schafft, Klimaanpassung zur Priorität zu machen, wird gleichzeitig der Weg für eine stärkere Klimaschutzpolitik geebnet. Diesen Druck von der Straße für Klimaanpassung mobilisiert die Initiative.
Die Eckpfeiler des Entwurfs des Berliner Klimaanpassungsgesetzes
Der Volksentscheid Baum verfolgt einen klaren Plan, um Berlin bis 2040 wetterfest zu machen. Hier sind die wichtigsten Maßnahmen im Überblick:
1. Eine Million gesunde Straßenbäume bis 2040, die im gesamten Stadtgebiet gepflanzt werden sollen, um die Hitzeentwicklung zu mindern und Schatten zu spenden, im Schnitt auf jeder Straßenseite alle 15 Meter einer.
2. 1.000 Miniparks und 100 größere Grünflächen, die als kühlende Inseln in den Hitzegebieten entstehen. Ziel ist es, dass alle BerlinerInnen in fußläufiger Entfernung von 150 bis 500 Meter Zugang zu den kleinen bis zu einem Hektar großen Grünflächen haben.
3. Blau-grüne Infrastruktur in den 170 ausgewiesenen Hitzevierteln: Maßnahmen zur Regenwassernutzung, -Vor-Ort-Versickerung und -bewirtschaftung sollen helfen, bei Starkregen Überschwemmungen und ungeklärte Abwassereinleitungen in die Gewässer zu verhindern und gleichzeitig die Wasserversorgung der Vegetation zu fördern.
4. Kühlstrategien in allen 170 ausgewiesenen „Hitzevierteln“, die besonders stark von den steigenden Temperaturen betroffen sind. Die Kühlmaßnahmen sollen dort die Tagestemperatur um mindestens zwei Grad senken.
5. Stärkung der Bürgerbeteiligung: BerlinerInnen werden aktiv in die Umsetzung des Klimaanpassungsgesetzes einbezogen. Sie können z. B. selbst Bäume pflanzen und pflegen oder in Initiativen zur Stadtbegrünung mitwirken.
6. Ein Experten-Risikowetterrat wird die Umsetzung der Exekutive kontrollieren, mit Kennzahlen und Fortschrittsberichten die Judikative zu stärken.
Mit Unterschriften für Veränderung sorgen
Um den Volksentscheid Baum zum Erfolg zu führen, ist die Unterstützung aus der Berliner Bevölkerung entscheidend. Derzeit läuft die Unterschriftensammlung, um den Antrag auf ein Volksbegehren zu stellen. Ziel ist es, 20.000 gültige Unterschriften bis zum 9. Nov. 2024 zu sammeln, damit der Volksentscheid offiziell in den politischen Prozess eingebracht werden kann.
Wenn Sie in Berlin leben, können Sie aktiv dazu beitragen, dieses Ziel zu erreichen. Gehen Sie raus in Ihre Nachbarschaft, sprechen Sie mit Menschen und motivieren Sie sie, ihre Unterschrift für mehr Stadtgrün und eine kühlere Stadt abzugeben.
So können Sie mithelfen – auch wenn Sie nicht in Berlin wohnen
Auch wenn Sie nicht in Berlin leben, gibt es viele Wege, den Volksentscheid Baum zu unterstützen. Hier sind einige Ideen, wie Sie sich einbringen können:
1. Teilen Sie den Link zur Unterschriftenliste mit Ihren FreundInnen und Bekannten in Berlin. JedeR Einzelne kann den Unterschied machen, indem er oder sie Unterschriften sammelt und damit den Druck auf die Politik erhöht.
2. Nutzen Sie Ihre Netzwerke: Posten Sie den Aufruf zur Unterschriftensammlung in Ihren Social-Media-Kanälen. Sprechen Sie über das Anliegen des Volksentscheid Baum und motivieren Sie Ihre Follower, sich ebenfalls für Berlins Klimaanpassung einzusetzen.
3. Mobilisieren Sie Ihr Umfeld: Schicken Sie eine persönliche Nachricht an Berliner FreundInnen und Familienmitglieder. Eine direkte Ansprache kann viel bewirken und Menschen dazu motivieren, aktiv zu werden.
4. Unterstützen Sie das Engagement vor Ort: Wenn Sie in Berlin sind, nutzen Sie die Gelegenheit, um selbst Unterschriften zu sammeln. Ob bei einer Demo, einem Event oder einfach in Ihrem Bekanntenkreis – jede Unterschrift zählt.
Gemeinsam Berlin wetterfest machen – Mein Aufruf zum Handeln
Der Volksentscheid Baum ist mehr als ein Projekt für Berlin – es ist ein Modell für städtische Klimaanpassung in ganz Deutschland. Es zeigt wie die Dominowelle der 50 Radentscheide und über 80 Klimaentscheide, die der Initiator des Baumentscheides Heinrich Strößenreuther ebenfalls mit angeschoben hat, dass durch kluge Investitionen und Bürgerengagement große Veränderungen bottom up möglich sind – gegen das Lähmende in der Politik. Der Weg zu einer klimaresilienten Stadt ist steinig und erfordert Engagement. Gemeinsam können wir diesen Wandel vorantreiben – dazu lade ich Sie ein und bitte herzlich darum.
Jetzt sind Sie gefragt! Wenn Sie in Berlin leben, unterschreiben Sie noch heute für den Volksentscheid Baum und motivieren Sie Ihr Umfeld, es Ihnen gleichzutun. Teilen Sie den Link zur Unterschriftenliste mit Ihrem Freundeskreis, sprechen Sie darüber in Ihren Netzwerken und setzen Sie ein Zeichen für ein grüneres, kühleres und lebenswerteres Berlin. Gemeinsam können wir dafür sorgen, dass Berlin wetterfest wird – und damit ein Vorbild für Städte in ganz Deutschland wird.
Hier geht’s zur Unterschriftenliste und
hier zur Karte mit Orten, wo Sie unterschreiben können!
Mit Ihrer Unterstützung werden Berlin und viele weitere Städte hitzesicher und wetterfest.