Südafrika hat den nationalen Notstand wegen Strom-Blackouts ausgerufen – Ergebnis einer jahrzehntelangen Politik für Kohle und Atom

In Südafrika wurde von der Regierung kürzlich der nationale Notstand ausgerufen. Schon seit vielen Jahren nehmen dort permanent Stromausfälle an Häufigkeit und Länge zu.

Der südafrikanische Stromkonzern Eskom ist nicht mehr in der Lage die Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Bis zu 10 Stunden am Tag wird der Strom abgeschaltet. Eskom ist mit 21 Milliarden Euro verschuldet.

Hauptgrund hierfür ist, dass sich der Stromkonzern seit Jahrzehnten auf zentrale Großkraftwerke verließ. Besonders auf die in Südafrika reichlich vorhandene Kohle. Zudem hat Eskom Milliarden in den Sand gesetzt, da der Konzern auf Atomkraftwerke des Typs Hochtemperaturreaktor (HTR), also Thorium-Hochtemperatur-Reaktoren (THTR), zählte.

Gerade in meiner Zeit als forschungspolitischer Sprecher der Grünen Bundestagsfraktion wurde ich nach dem rot-grünen Atomausstieg im Jahre 2000 oft von Forschern – z.B. aus Jülich oder von Managern von Energiekonzernen – kritisiert, dass dieser deutsche Atomausstieg falsch sei. Viele Länder hätten die Chancen erkannt und würden auf moderne Atomtechnik – eben den im deutschen Hamm-Uentrop gescheiterten Thorium-Hochtemperatur-Reaktor (THTR) – setzen. Darunter auch Südafrika. Bis zu tausend Leuten arbeiteten dort zeitweise am Hochtemperatur-Reaktor, 2009 sollte er in Betrieb gehen.

Die Botschaft war immer klar: Die Deutschen unter rot-grün seien dumm, selbst die Südafrikaner hätten die Chancen der modernen Atomenergie im Gegensatz zu den Grünen erkannt.

2009 scheiterten die Atompläne von Eskom und der Südafrikanischen Regierung kläglich.

Geblieben aber sind Eskom die Milliarden Schulden des „Atomabenteuers“, die die Investitionskraft des Energieversorgungsunternehmen in moderne Stromerzeugung bis heute massiv geschmälert haben.

Ein großer Lichtblick war damals die Region Kapstadt, welche ab 2010 ihren Fokus stark auf Erneuerbare Energien setzte. Vor allem die Kapstädter Ministerpräsidentin Helen Zille, eine Nachfahrin des Berliner Dichters Heinrich Zille, förderte die Erneuerbaren Energien sehr. Im Jahre 2012 setzten wir in unseren Gesprächen gemeinsam auf starke Aktivitäten für Solar- und Windenergie.

Doch die Zentralregierung Südafrikas verließ sich unter dem hoch korrupten Präsidenten Jacob Zuma nach dem Scheitern der Atomkraft nur noch auf Kohle und behinderte dadurch massiv die Erneuerbaren Energien-Ziele der Region Kapstadt. Die Weltbank „unterstützte“ dies mit Milliarden-Krediten für neue Kohlekraftwerke, welche die Verschuldung von Eskom nur noch weiter nach oben trieben.

Selbst hoch angesehene Firmen wie ABB oder McKinsey machten sich im südafrikanischen Kohle Korruptionsgeschäft die Finger schmutzig.

Windkraft und Solarenergie in diesem an Wind und Sonne reichen Landes wurde daher – trotz der Unterstützung von Helene Zille – massiv blockiert.

Längst hätte Südafrika eine kostengünstige und sichere Stromversorgung mit Erneuerbaren Energien aufbauen können. Doch Korruption und internationale „Beratung“ für Atom und Kohle haben dies verhindert.

Nun befindet sich Südafrika im nationalen Notstand.

Unbelehrbar von solchen nationalen Katastrophen wie in Südafrika treiben auch heute noch starke Kräfte die Atomenergie nach vorne.

Insbesondere Bill Gates setzt mit seinem Milliarden Vermögen auf den THTR (Thorium-Hoch-Temperatur-Reaktor) und andere SMR (Small Modular Reactors) und lernt nicht aus den finanziellen Katastrophen, die diese seit über 50 Jahren gescheiterte Atomtechnologie schon verursacht hat. Und das nicht nur in Südafrika.

Wer genauer wissen will, wie chancenlos die neuen Reaktorkonzepte wirklich sind, möge den Artikel im Bulletin of the Atomic Science genau lesen.

Kohle und Atom haben Südafrika in den Ruin und den nationalen Energienotstand getrieben. Zusätzlich hat auch die südafrikanische Kohle einen erheblichen Anteil an der Erdaufheizung unter der die ganze Welt, aber insbesondere auch Südafrika, heute schon leidet.

Wann endlich begreifen die noch immer unbelehrbaren Atom- und Kohle-Fans, dass fossile und atomare Energien nur zu schlimmsten Desastern – wie aktuell in Südafrika –  führen?