Jordanien auf dem Weg zur Solarnation
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Jordanien auf dem Weg zur Solarnation
In Jordanien gibt es immer stärker anwachsende Investitionen in Erneuerbare Energien, insbesondere in Solarenergie. Jordanien hat zwar aktuell erst einen Anteil von 2% Erneuerbaren Energien am Gesamtenergiebedarf und 6,5% im Stromsektor, bis 2025 sollen jedoch 10% bzw. 20% erreicht werden. Das Land ist auf gutem Wege, diese Ziele weit zu übertreffen. So werden in Jordanien bis 2020 etwa 2,4 GW an Neuinvestitionen in Wind und Solarprojekte bis 2020 erwartet. Bloomberg hat Jordanien deshalb auf Nummer 1 im Ausbau der Erneuerbaren Energien in der MENA Region gesetzt und auf Nummer 3 weltweit.
Dabei gibt es noch große politische Defizite, so hält die jordanische Regierung trotz aller Kostenvorteile für Erneuerbare Energien an den erheblich teureren Plänen für den Neubau von Atomkraft fest.
Auf dem vierten internationalen Investmentforum für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (IIFREEE 2017) vom 5. bis 7. Dezember am Toten Meer wurden viele realisierte und geplante Investitionen vorgestellt.
In meiner Eröffnungsrede ermutigte ich Jordanien dazu, einen klaren Weg zu 100% Erneuerbaren Energien zu gehen und den von der Regierung immer noch ins Auge gefassten Neubau von Atomkraftwerken endlich ad acta zu legen. Mit großem Interesse verfolgten die Teilnehmer meine Ausführungen zur globalen 100% Ökostrom Simulation der Energy Watch Group (EWG) und Lappeenranta Universität (LUT). Dem Mitglied des jordanischen Königshauses Prinzessin Sana Asem überreichte ich ein Angebot von EWG/LUT auch die Energieversorgung Jordaniens mit 100% Erneuerbaren Energien zu simulieren, damit Jordanien eine guten Plan zur Realisierung bekommt.
Jordanien setzt auch stark auf Bildung und Ausbildung für Erneuerbare Energien. Auf der IIFREEE 2017 wurden herausragende Schülerprojekte ausgezeichnet. Es ist ermutigend zu sehen, wie viele Aktivitäten an jordanischen Schulen für die Wissensvermittlung von Erneuerbaren Energien bereits stattfinden. Mit leuchtenden Augen präsentierten die vielen jungen Mädchen und Buben ihre Erfindungen. So entwickelte ein 15-jähriger Junge eine einfache PV-Heizung für Zelte von Flüchtlingen in den kalten Wintertagen. Eine Gruppe von Schülerinnen zeigte mir ihre Entwicklung zur PV-Bodenheizung, die auch im kalten aber sonnenreichen Winter Jordaniens das Wachstum von Gemüse und Blumen verbessern kann. Eine Solar angetriebene Candy Maschine fand sich genauso wie ein Solarkocher unter den vielen Projekten vor allem der Schülerinnen.
Welche Innovationskraft in Jordanien für spezifische Anwendungen entwickelt wird, zeigen einige erfolgreiche spezifische Projekte der letzten Monate. So wurde die weltweit erste Solarklinik eingeweiht.
Das UNO-Hilfswerk für Flüchtlinge (UNHCR) berichtet über den Neubau einer Solaranlage mit einer Gesamtkapazität von 12,9 Megawatt in der in der Wüste gelegenen Flüchtlingsstadt Saatari. Die rund 80.000 syrischen Flüchtlinge können nun täglich über 14 Stunden lang mit Strom versorgt werden. Bis dahin lieferten Dieselgeneratoren nur etwa 6 bis 8 Stunden Strom, da er viel zu hohe Kosten verursachte.
Auch deutsche Institutionen und Firmen engagieren sich erheblich in Jordanien. So hat das Photovoltaik-Institut Berlin (PI Berlin) vier Photovoltaik-Kraftwerke mit einer Gesamtleistung von 57 Megawatt (MW) in Jordanien als unabhängiger Berater begleitet. Der Projektierer Adenium Energy Capital will so den Anlagenertrag und damit die Projektrendite sichern. Das PI Berlin übernahm neben der Fabrikinspektion auch die Produktionsüberwachung, Labortests und die Endabnahme der Module im Feld.
Amman, den 7. Dezember 2017
Ihr Hans-Josef Fell