Neue Handelsabkommen China-Brasilien schützen Amazonasregenwald

Das Amazonasbecken in Südamerika gilt als grüne Lunge der Welt. Mit einer hohen Artenvielfalt ist es wichtig als Wasser- und Kohlenstoffspeicher für die gesamte Erde.

Der Regenwald im Amazonas ist gleich zweifach höchst gefährdet: Durch die Aufheizung der Erdtemperatur und durch illegale Abholzungen. Die Trockenheit, besonders im letzten Jahr, hat große Flüsse austrocknen lassen und schlimme Waldbrände entstehen lassen, so dass vielfach befürchtet wird, dass das riesige Waldgebiet abstirbt und eine trockene Savanne zurückbleibt. Ein Umkippen dieses Klima-Tippingpoints hätte unabsehbare Folgen für das irdische Klima und damit auch für den Fortbestand der menschlichen Zivilisation.

Der Abholzungstrend unter Bolsonaro ist gestoppt

Seit dem Regierungswechsel vom Klimawandelleugner Bolsonaro zu Präsident Lula ist die illegale Abholzung im Amazonasbecken im Jahr 2023 erfreulich schnell und deutlich zurückgegangen. Ein Erfolg der Umweltpolitik des Präsidenten Lula, auch wenn die illegale Abholzung weiterhin auf einem viel zu hohen Niveau ist.

Die Ursachen dieser illegalen Abholzung liegen vor allem in landwirtschaftlichen Produkten, die Südamerika in alle Welt exportiert: Fleisch, Soja als pflanzliches Eiweiß für menschliche und tierische Ernährung, Palmöl, Zucker und auch Biokraftstoffe.

Gerade der hohe Fleischkonsum weltweit hat die Nachfrage nach eiweißreichem Tierfutter aus Sojabohnen massiv angekurbelt.

In Deutschland wurden bis etwa 2008 große Mengen an Eiweißfutter aus heimischer Ölpflanzenproduktion als Nebenprodukt für die Tierernährung verwendet, insbesondere für die Herstellung reiner Biokraftstoffe.

Mit dem Wegfall der Steuerbefreiung für Biokraftstoffe brach auch die nationale Tierfutterproduktion ein, was gleichzeitig zu einer erheblichen Ausweitung der Sojaimporte aus den Urwaldabholzungen Brasiliens führte. Anders als oft behauptet, war es nicht die Ausweitung der heimischen Biokraftstoffproduktion, sondern gerade die Abschaffung derselben, die zu vermehrter Abholzung der Urwälder führte.

Verhandeltes Mercosur-Abkommen wird die illegalen Abholzungen weiter fördern

Seit mehr als 20 Jahren versucht die EU, mit den Mercosur-Staaten Südamerikas ein Freihandelsabkommen zu schließen. Von Anfang an standen jedoch nicht ökologische und soziale Kriterien im Mittelpunkt, sondern freihandelspolitische Interessen. Trotz einiger schwacher Zusatzerklärungen würde mit der Verabschiedung des aktuellen Vertragstextes kein ausreichender Schutz des Regenwaldes vor weiterer Abholzung und der indigenen Bevölkerung erreicht werden.

Dennoch strebt die EU-Kommission eine schnelle Verabschiedung des Mercosur-Freihandelsabkommens an.

Auch Kanzler Scholz wirbt bei den anderen europäischen Regierungen für eine baldige Verabschiedung. Das Umweltinstitut in München hat deshalb gerade eine Petition gestartet, das Mercosur Abkommen nicht zu unterzeichnen.

Chinesen vereinbaren mit Brasilien Handelsabkommen mit weitreichendem Regenwaldschutz

Dabei geht es auch ganz anders. Ausgerechnet China hat mit Brasilien zwei neue weitreichende Handelsabkommen mit dem Verbot von Produkten aus Urwaldabholzungen verabschiedet.

Chinas Rindfleischimporte aus Brasilien sind enorm und decken 55% des chinesischen Verbrauchs ab, bisher ohne Rücksicht auf ökologische, soziale und klimatische Kriterien. So führte gerade der Fleischhunger Chinas zu großen Urwaldabholzungen in Brasilien. Doch damit ist seit dem neuen Beef-Allianz Abkommen Schluss. Importe aus illegalen Urwaldabholzungen sind schlicht verboten.

Das zweite Abkommen wurde zwischen einem großen chinesischen Milchkonzern und einem brasilianischen Sojaexporteur getroffen. COFCO International und die Mengniu Group unterzeichneten im November 2023 eine Absichtserklärung für den ersten Handel mit „abholzungsfreien“ Sojabohnen von Brasilien nach China.

Dieser Deal im Wert von mehr als 30 Millionen US-Dollar ist die erste Sojabohnenbestellung in China mit einer klaren „Deforestation-and Conversion-Free (DCF)“-Klausel, die darauf abzielt, dass die Produktion von Rohstoffen keine Veränderung der natürlichen Ökosysteme verursacht.

Diese beiden Abkommen markieren eine Trendwende in den internationalen Handelsbeziehungen. Bisher gab es den Schutz des Regenwaldes über Produkte aus Brasilien und anderen Ländern nur in kleinen, lokal wirksamen Initiativen wie Fair Trade, die jedoch nicht von großen Konzernen unterstützt wurden. Aber nationale Abkommen, die ein Verbot für Produkte aus Regenwaldabholzungen einführen, sind neu, ebenso wie entsprechende Vereinbarungen zwischen großen Konzernen.

Beispiel für die EU?

Solche wie von China und Brasilien erstmals abgeschlossenen Verträge sollten auch von der EU und Deutschland angestrebt werden. Statt sich für die Verabschiedung des Mercosur-Abkommens einzusetzen, sollte Kanzler Scholz ein Beispiel an China nehmen und Handelsabkommen abschließen, die den Schutz des Regenwaldes klar beinhalten. Andere Länder wie Argentinien werden dem schnell folgen, wenn sie feststellen, dass ihre Handelsbilanzen sich verschlechtern, weil ihre Regenwaldabholzungen nicht mehr akzeptiert werden.

Befürchtungen, dass Brasilien nun mit dem Verbot von Produkten aus Regenwaldzerstörungen nicht mehr genügend Agrarprodukte exportieren könne, erweisen sich schnell als unbegründet. Inzwischen gibt es große Sojaanbaukonzerne, die durch regenerative Landwirtschaft die Erträge auf ihren Feldern erhöhen, statt wie bisher die Böden auszulaugen und dann die nächsten Rodungen vorzunehmen. Mit dieser regenerativen Landwirtschaft wird die Urwaldabholzung gestoppt, es wird Klimaschutz durch Humusaufbau betrieben und Ertragsstabilität geschaffen.

Solche Entwicklung gilt es von EU-Seite zu befördern, statt mit einem überkommenen Mercosur-Abkommen die Entwaldung Südamerikas weiter voranzutreiben.

Heimischer Produktion ist Vorrang einzuräumen

Selbstverständlich sollte einer naturverträglichen heimischen Agrarproduktion absoluter Vorrang eingeräumt werden. Die Wiederbelebung der heimischen Eiweißproduktion sollte mit der Produktion von Pflanzenölkraftstoffen für landwirtschaftliche Traktoren verbunden werden. Der eiweißreiche Presskuchen von Raps, Sonnenblume und anderen Ölpflanzen eignet sich bestens als menschliche Nahrung, insbesondere auch in der veganen Ernährung als Fleischersatz. Auf diese Weise wird der Regenwald mehrfach geschützt: durch Klimaschutz durch Abschaffung des fossilen Agrardiesels; durch Verwendung von Ölpflanzen für Pflanzenölkraftstoffe und gleichzeitige Produktion eiweißreicher Nahrungsmittel anstelle von übermäßigem Fleischkonsum. Die restlichen Importe aus Brasilien und anderen tropischen Ländern sollten durch entsprechende Abkommen urwaldabholzungsfrei gestellt werden. Auf diese Weise kann der Amazonasregenwald auch langfristig geschützt werden. Leider ist die Politik Deutschlands davon weit entfernt, während China auch hier ökologisch voraus eilt.