München wird zur Solarstadt

Nach Jahren halbherziger Solarpolitik hat der Stadtrat von München nun eine starke Offensive für den Ausbau der Solarenergie beschlossen.

Letzte Woche wurde der „Masterplan Solares München“ verabschiedet, der zu den ehrgeizigsten Plänen für den Ausbau der Solarenergie in deutschen und europäischen Metropolen gehört. Ziel ist es, bis 2050 etwa 25 Prozent des Strombedarfs der Stadt durch innerstädtische Photovoltaik-Anlagen zu decken. Dies berücksichtigt auch die Verdoppelung des Strombedarfs aufgrund der Umstellung von Wärme und Mobilität auf Wärmepumpen und Elektrofahrzeuge, die auch in München stattfinden wird.

Um dieses Ziel mittel- und langfristig zu erreichen, soll der Zubau von Photovoltaik-Anlagen bis 2030 exponentiell mit einer jährlichen Wachstumsrate von 40 Prozent gesteigert werden, um jährlich 100 Megawattpeak (MWp) an neuen Installationen zu erreichen. Diese Zubauleistung soll langfristig beibehalten werden, bis eine Photovoltaik-Anlagenleistung von etwa 4 Gigawattpeak (GWp) mit einem jährlichen Ertrag von rund 3 Terawattstunden (TWh) pro Jahr erreicht wird.

Die Entscheidung, den Ausbau ab 2030 auf einem konstanten Niveau zu halten, anstatt weiterhin ein Wachstum zu verzeichnen, erscheint auf den ersten Blick nicht logisch. Dadurch würde der Ausbau nach 2030 erheblich verlangsamt, obwohl der Klimawandel immer schnellere Maßnahmen erfordert. Es besteht jedoch die Möglichkeit, dass in späteren Beschlüssen auch nach 2030 erneut ein exponentielles Wachstum beschlossen wird. Dennoch ist die entscheidende Anfangsdynamik mit 40 Prozent jährlichem Wachstum von großer Bedeutung. Dies legt in den kommenden Jahren die Grundlagen für eine mögliche Beschleunigung des solaren Wachstums, die über das Jahr 2030 hinaus zwingend erforderlich ist.

Für die Nutzung von Solaranlagen im dicht besiedelten Stadtgebiet von München werden etwa 20 Prozent der Grundstücksfläche für Module benötigt. Dies kann durch die konsequente Nutzung von Dach- und Fassadenflächen sowie Parkplatzüberdachungen realisiert werden. Dabei wurde berücksichtigt, dass etwa 40 Prozent der Siedlungsflächen aus verschiedenen Gründen keine PV-Anlagen installiert werden können, wie beispielsweise aufgrund von Verschattung, der Gebäudestruktur im Bestand, Denkmalschutz oder anderen Belangen wie der Erhaltung der Biodiversität.

Der Masterplan befasst sich nicht nur mit dem Ausbau von Photovoltaik-Anlagen, sondern auch mit der notwendigen Umstellung des Energieversorgungssystems von einer „verbrauchsorientierten Erzeugung“ auf einen „erzeugungsorientierten Verbrauch“. Aspekte wie Verbrauchsmanagement, Speicherung von Strom, Wärme und sogar Wasserstoff sind im Masterplan vorgesehen und werden im Zuge der Fortschreibung und Weiterentwicklung entsprechend dem fortschreitenden Solarausbau konkretisiert.

Der Masterplan enthält sehr konkrete Kennzahlen und Zielgrößen, so dass ein leichtes und kontinuierliches Monitoring möglich ist. Er wird spürbare Auswirkungen auf die Stadtplanung und Architektur haben, um Flächen für die Solarnutzung verfügbar zu machen. Die konkrete Umsetzung des Masterplans wird letztendlich zum Wohlstand der Münchner Bürgerinnen und Bürger beitragen, da sie Zugang zu kostengünstiger Solarenergie erhalten und einen erheblichen Beitrag zum Klimaschutz leisten können.

München geht damit einen großen Schritt in Richtung 100 Prozent Erneuerbare Energien. Die Stadtwerke arbeiten auch an der Nutzung des hohen Erdwärmepotenzials für die Heizungen in München.

Die Fortschritte bei der Umsetzung der Münchner Solarziele für den Klmaschutz zur Bekämpfung der dramatischen Erderwärmung sind noch zu langsam. Aber falls es gelingt, die Weichen im kommenden Jahr tatsächlich auf das 40-prozentige jährliche Wachstum einzustellen, wird die Erfüllung von 25 Prozent innerstädtisch erzeugtem Solarstrom auch viel schneller als bis 2050 erreicht werden können. Insbesondere dann, wenn die bundespolitischen Gesetze für den Solarausbau endlich signifikant verbessert werden.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) schlägt im Rahmen des Solarpakets I deutliche Verbesserungen für den Solarausbau vor

Die Ampelkoalition ist mit dem vorgelegten Referentenentwurf für das Solarpaket I auf dem Weg, wichtige Hürden für den Solarausbau auszuräumen. Es ist wichtig, dass diese Vorschläge nicht erneut wie im Streit um das Heizungsgesetz zerredet, sondern von allen Beteiligten unterstützt werden.

Gemäß dem Entwurf sollen die Anschlussbedingungen für Balkonmodule erleichtert und die Größe auf 800 Watt erhöht werden.

Eines der größten Ärgernisse im Zusammenhang mit Photovoltaik sind die langen Bearbeitungszeiten für Netzanschlüsse durch die Netzbetreiber. Dieses Problem soll nun konsequent angegangen werden. Nach geltendem Recht konnten sich Netzbetreiber unbegrenzt viel Zeit lassen, um Anschlussanfragen von PV-Anlagen zu bearbeiten. Gemäß dem Referentenentwurf des BMWK müssen die Netzbetreiber zukünftig innerhalb von 8 Wochen mitteilen, ob der Anschluss einer privilegierten Anlage bis 30 kWp am vorhandenen Netzverknüpfungspunkt möglich ist. Andernfalls darf die Anlage einfach angeschlossen werden. Sollte dies tatsächlich im Gesetzgebungsverfahren beschlossen werden, wird dies dem Solarausbau auf Dächern – nicht nur in München – einen wichtigen Schub geben.

Die vorgesehenen Maßnahmen im Solarpakt 1 werden zweifellos zu einer beschleunigten Entwicklung des Solarausbaus führen. Wenn andere Metropolen ähnliche Masterpläne wie München erstellen, könnte es richtig schnell gehen. Neben München hat auch Berlin bereits einen Masterplan namens „Solarcity“ im Senat verabschiedet. Dieser sieht ebenfalls vor, bis 2050 insgesamt 4,4 Gigawatt an Photovoltaik-Anlagen zu installieren, um 25 Prozent des Bedarfs mit Solarstrom zu decken.

Der jüngste Beschluss in München sollte daher nicht nur für deutsche Städte, sondern auch für europäische Städte von Lissabon bis Warschau und von Dublin bis Bukarest beispielhaft sein.