Die Erde ist zu heiß, weil die Konzentration von CO2 in der Atmosphäre mit 430 ppm zu hoch ist

Wenn die menschliche Zivilisation überleben will, ist es zwingend erforderlich, dass in den kommenden Jahrzehnten die Klimagasemissionen beendet und gleichzeitig etwa 450 Gigatonnen Kohlenstoff wieder aus der Atmosphäre entfernt werden.

Mit großen Algenfarmen in den Ozeanen ist das möglich.

Gestern Abend wurde das neue EWG Politik-Papier auf einem mit über 300 Teilnehmern gut besuchten parlamentarischen Abend der Deutschen Meeresstiftung vorgestellt.

Das Politikpapier der EWG finden Sie hier zum Download!

Lesen Sie im Anschluss die Pressemitteilung:


Großalgen gegen die Klimakrise: Ocean-Farming als Schlüssel zur massiven CO₂-Entnahme / neues Policy-Paper der Energy Watch Group

Berlin, 9. Juli 2025 – Ocean-Farming mit Großalgen kann einen zentralen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise und zur Abkühlung der Atmosphäre leisten – das zeigt ein neues Policy-Paper, das eine naturbasierte Lösung mit großem Potenzial vorstellt. Erstmals wird ein konkretes globales Ziel für die aktive CO-Entnahme vorgeschlagen: 450 Gigatonnen in 40 Jahren, um die CO-Konzentration wieder unter die planetaren Grenzen zu senken. Großalgen wachsen extrem schnell, binden CO sehr wirksam, stärken marine Ökosysteme und liefern nachhaltige Rohstoffe. Veröffentlicht wurde das Policy Paper von der Energy Watch Group am 8. Juli 2025 beim Parlamentarischen Abend der Deutschen Meeresstiftung mit 300 Teilnehmenden.

Zu den Kernaussagen des Policy Paper: Die Erde ist bereits überhitzt und wird voraussichtlich in den 2030er-Jahren das 2-Grad-Limit überschreiten und weitere Kipppunkte auslösen. Selbst bei sofortiger Klimaneutralität bliebe zu viel CO₂ in der Atmosphäre, um die Erderwärmung zu stoppen. Für ein stabiles Klimagleichgewicht muss die CO₂-Konzentration von heute 425 ppm unter 350 ppm sinken.  Dieser schon 1990 erreichte Wert führte zu einer globalen Erwärmung von 1,0°C, aber liegt noch innerhalb der planetaren Grenzen mit nur begrenzten Schäden.

Um diese 350 ppm wieder zu erreichen, ist eine Entnahme von mindestens 450 Gigatonnen Kohlenstoff (1.700 Gt CO₂) zur Abkühlung erforderlich. Dies soll als gemeinsames Ziel der Staatengemeinschaft gesetzt werden, so wie im Pariser Vertrag die Einhaltung von 1,5°C vereinbart wurde. CO2-Entnahme in diesem Sinne zielt weder auf Null-Emissionen oder “negative Emissionen”, sondern auf die Entnahme bereits emittierter Klimagase.

Bisherige Verfahren reichen nicht aus, um eine Entnahme in dieser Größenordnung zuverlässig zu erreichen. Ocean-Farming mit frei treibenden Großalgen eröffnet als naturbasierte Lösung in den ungenutzten subtropischen Wirbeln neue Perspektiven und marine Lebensräume – technisch, wirtschaftlich und ökologisch. Die erzeugte Biomasse kann fossile Rohstoffe in Industrie, Energie und Ernährung ersetzen. Damit entsteht eine nachhaltige Meereswirtschaft – mit Chancen gerade für Länder des Globalen Südens.

Heinrich Strößenreuther, Lead-Autor und Klimaexperte: “Klimaschutz bedeutet heute weit mehr als nur Null-Emissionen – Klimaschutz muss inzwischen gleichrangig auch Klimaanpassung und CO₂-Entnahme umfassen.”

Hans-Josef Fell, Ex-MdB und EEG-Mitautor, Präsident der Energy Watch Group und Vordenker der globaler Energie- und Klimapolitik: “Die Dimension der Aufgabe verlangt visionäre Führung und eine wirkungsvolle Politik – CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre muss neben Emissionsfreiheit ins Zentrum der Klimapolitik. Wir brauchen jetzt ein verbindliches Entnahmeziel und konkrete Schritte zur großskaligen Erprobung von Ocean-Farming.“

Franziska Pausch, Meeresbiologin und Wissenschaftskommunikatorin mit Fokus auf Klima und Ozeane: “Ocean Farming mit Großalgen im Sinne von Ocean Carbon Systems hat als naturbasierte Methode großes Potential, nicht nur für die CO2-Entnahme, sondern auch für viele andere Bereiche der nachhaltigen Ökonomie der Zukunft.”

Frank Schweikert, Meeresbiologe, Journalist und Gründer der Deutschen Meeresstiftung: „Die Ozeane geraten unter Hitzestress – mit drastischen Folgen für Nahrungsketten, Korallenriffe und Fischerei. Wenn wir jetzt nicht handeln, verlieren wir neben den marinen Arten eine zentrale Lebensgrundlage. Ocean Farming ist eine Schlüsselaufgabe für die Zukunft der Zivilisation.“

Prof. emer. Victor Smetacek, Experte für Meeresbiologie und marine CO2-Entnahme: “Wer den Mars besiedeln will, gilt als visionär, wer CO₂ entnehmen will, als Phantast – das sollten wir ändern.”

Kontakt:

Pressearbeit durch die Agentur für clevere Städte, Heinrich Strößenreuther, 0160-97442395, presse@clevere-staedte.de

Energy Watch Group, Hans-Josef Fell, fell@hans-josef-fell.de

Frank Schweikert, Deutsche Meeresstiftung, frank.schweikert@meeresstiftung.de

Pressegespräch der Energy Watch Group zur Vorstellung des Papiers

Mittwoch 9. Juli, 12 – 13 Uhr (Einlass 15 min vorher); Office Club Mitte, Friedrichstraße 171, 10117 Berlin; Teilnahme online möglich: https://us06web.zoom.us/j/88678177492

Mehr über die Energy Watch Group und die Autor:innen

Über die Energy Watch Group: Die Energy Watch Group ist ein unabhängiger gemeinnütziger Think Tank. Wir tragen zur Senkung der CO₂-Emissionen sowie zur Abkühlung der Erdatmosphäre auf globaler, nationaler und kommunaler Ebene bei. Mit unserem Netzwerk entwickeln wir geeignete Ziele, wirksame Lösungen und pragmatische Politikempfehlungen. Diese tragen wir in den Dialog mit Entscheidungstragenden und in die Medien.

Hans-Josef Fell: Physiker, Ex-MdB der Grünen und Mitautor des EEG. Präsident der Energy Watch Group. International ausgezeichneter Vordenker für 100 % erneuerbare Energien und CO₂-freie Zukunft.

Franziska Pausch: Meeresbiologin und Wissenschaftskommunikatorin, Mitgründerin von AWIs4Future, ausgezeichnet für innovative Wissenschaftskommunikation.

Frank Schweikert: Vorstand und Gründer der Deutschen Meeresstiftung, stellvertretender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Meeresforschung, Mitglied im EU Mission Board für Ozeane und Gewässer

Victor Smetacek: Ozeanograph und emeritierter Professor am AWI. Führend in der Erforschung der marinen Kohlenstoffbindung. Leitete Polarstern-Expeditionen, unter anderem zur Eisendüngung, und ist international aktiv.

Heinrich Strößenreuther: Klimaexperte und Politikberater. Gründer von GermanZero, KlimaUnion und BaumEntscheid. Initiator mehrerer Volksentscheide und Berater für kommunale Klima-, Klimaanpassungs- und Mobilitätsstrategien.

Quellen und weiterführende Links: