Bayern: Weiter Schlusslicht bei Windkraft – Solarinitiativen laden wieder ein

Am 15. und 16. März 2024 treffen sich die Bayerischen Solarinitiativen zur 31. Jahrestagung in Ebersberg. Das Hauptthema der Tagung wird der Ausbau aller Erneuerbaren Energien sein.

Bayern ist weiterhin Schlusslicht bei den Flächenländern was den Windkraftausbau betrifft, obwohl das Windkraftpotenzial im Bundesland besonders hoch ist. Die langjährige Antiwindkraftpolitik der CSU und der Freien Wähler wird für diese Entwicklung verantwortlich gemacht.

Laut einer neuen Studie der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND), veröffentlicht unter folgendem Link Initiative Klimaneutral, könnte die heute installierte Windkraftleistung fast versechsfacht werden, wenn die bestehenden Abstandsregelungen im gesamten Freistaat von 10H auf 800 Meter verringert würden. Die 10H-Regelung schreibt gesetzlich vor, dass der Abstand der Wohnbebauung von einem Windrad mindestens der zehnfachen Höhe des Windrades entsprechen muss.

Bayern hat sehr großes unerschlossenes Windkraftpotential

Bayern verfügt über das größte Windkraftpotenzial aller Bundesländer in Deutschland. Dies mag viele Laien überraschen, da sie eher an die Bundesländer im Norden denken, wo die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten höher sind als in Bayern. Jedoch ergibt sich das Windkraftpotenzial aus einer Kombination der durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten und der Fläche. Da Bayern das flächenmäßig größte Bundesland ist, ist sein Windkraftpotenzial deutlich größer als beispielsweise in Schleswig-Holstein, obwohl die Windgeschwindigkeiten dort stärker sind. Moderne, neue und höhere Windkraftanlagen ermöglichen auch in Bayern einen hohen Stromertrag und somit einen wirtschaftlichen Betrieb.

Es gibt sogar Gebiete in Bayern, wie zum Beispiel die Hochrhön, in denen die durchschnittlichen Windgeschwindigkeiten ähnlich hoch sind wie in Schleswig-Holstein. Dennoch gibt es dort bis heute keine Windräder, obwohl es seit 30 Jahren viele Anläufe für deren Errichtung gab, auch von mir unterstützte.

Die neue Studie bestätigt erneut, dass die 10H-Regel in Bayern das größte Hindernis für den Ausbau der Windkraft darstellt. Dies verdeutlicht, wie verheerend der damalige Beschluss der Staatsregierung unter Ministerpräsident Seehofer war und wie sehr die Ablehnung der Klage von MdL Patrick Friedl und mir vor dem bayerischen Verfassungsgericht, sowie die Beibehaltung der 10H-Regel unter Ministerpräsident Söder den Klimaschutz behindert und zu höheren Strompreisen geführt haben.

Bayern könnte mit Windkraftausbau die teuren Gasimporte erheblich reduzieren

Die neue gemeinsame Analyse der Initiative Klimaneutrales Deutschland (IKND) und des britischen Think Tanks Ember zeigt: Würden die bisherigen Abstandsregelungen auf 800 Meter reduziert, könnte genügend Windkraftkapazität installiert werden, um 14 TWh an Stromerzeugung aus Gas zu ersetzen. Dadurch könnte Bayern deutlich weniger abhängig von Gasimporten werden. Stattdessen könnte dieser Strombedarf durch heimische Erneuerbare Energien gedeckt werden, was zu mehr Energiesicherheit und -souveränität führen würde.

Aktuell hat Bayern mit einem Gasverbrauch von 105 TWh den zweithöchsten regionalen Gasverbrauch in Deutschland und generiert 14 TWh (18%) seines Stroms aus fossilem Gas. Die kostenintensive Stromerzeugung aus fossilem Gas könnte durch eine 800-Meter-Abstandsregelung durch die weitaus kostengünstigere Windenergie ersetzt werden.

Jedoch wurden von Januar bis Ende November 2023 in Bayern nur sechs Windenergieanlagen in Betrieb genommen und zehn Neuanlagen genehmigt.

Zum Vergleich: Im deutlich kleineren Schleswig-Holstein wurden in diesem Jahr 232 Windräder mit einer Leistung von rund 1.200 MW in Betrieb genommen.

Arbeitsgemeinschaft Bayerische Solarinitiativen (ABSI) lädt im März zur 31. Jahrestagung ein

Die Windkraft wird wie jedes Jahr auf der Jahrestagung der bayerischen Solarinitiativen eine wichtige Rolle spielen, genauso wie Solarenergie, alle anderen Arten der Erneuerbaren Energien und Speicher, sowie intelligente Systemintegration und Bürgerenergiemodelle. Das Programm verspricht eine geballte Fülle von neuestem Expertenwissen. Für alle wird etwas Hochinteressantes dabei sein: Mietergemeinschaften, HausbesitzerInnen, Unternehmen und PolitikerInnen. Es werden geboten: Fachvorträge, Firmenpräsentationen und natürlich viel Raum für Gespräche und Networking mit Fachleuten, KundInnen, Interessierten und Gleichgesinnten.

Die Jahrestagung findet vom 15. bis 16. März 2024 erneut in Ebersberg bei München statt.

Das Programm und die Anmeldung zur ABSI-Jahrestagung finden Sie hier.

In Bayern spürt man seit über 30 Jahren die Wirkung der über 100 dezentralen und von unten organisierten Solarinitiativen. Obwohl sich die Staatsregierung immer wieder für den starken Solarausbau in Bayern rühmt, waren es doch nie die von der CSU geführten Staatsregierungen, die diesem Ausbau bedeutende Impulse verliehen haben. Entscheidend waren stets die Initiativen von unten, die bereits in den 90er Jahren in vielen Kommunen die kostendeckende Vergütung für Solarstrom durchsetzten – den Vorläufer des rot-grünen EEG. Ab dem Jahr 2000 beschleunigten sie dann mit dem EEG den Solaraufschwung in Bayern.

Für alle, die mehr über die vielfältigen und erfolgreichen Konzepte der Bürgerenergie erfahren möchten, lohnt es sich, im März nach Ebersberg zu kommen, dort aufmerksam zuzuhören und sich aktiv zu beteiligen.