Der Guardian deckt Methanbomben auf – Erdgasnutzung muss schnellstens beendet werden

Methan ist nach Wasserdampf und Kohlendioxid das stärkste Treibhausgas. Die Klimawirkung von Methan ist um ca. 80-fach höher als Kohlendioxid.

Von Jahr zu Jahr steigen die Methan-Emissionen auf inzwischen katastrophale Rekordhöhen, statt sie auf möglichst Null zu reduzieren. Für Methan gilt genauso wie für Kohlendioxid: Die Atmosphäre ist längst zu voll.

Anders als beim Kohlendioxid gibt es für die Methanreinigung der Atmosphäre kaum Möglichkeiten. So entnehmen die Pflanzen beim Wachsen jedes Jahr riesige Mengen Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Wenn die Menschheit endlich diese natürlichen Kohlenstoffsenken mit Humusaufbau, Moorschutz, Aufforstung und biologischer wie regenerativer Landwirtschaft offensiv nutzen würde, könnte der Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre – bei gleichzeitigem forciertem Ausbau der Erneuerbare Energien zum Stoppen neuer Emissionen – relativ schnell gesenkt werden.

Anders sieht es beim Methan aus. Hier gibt es kaum nennenswerte Strategien, um das schädliche Gas wieder aus der Atmosphäre zu holen. Man muss Jahrzehnte warten, bis es sich von selbst abbaut. Allerdings ist nun auch dieser natürliche Abbauprozess aufgrund von höheren Erdtemperaturen ins Stocken geraten.

Die Quellen von Methan-Emissionen sprudeln immer stärker

Umso fataler wirkt sich aus, dass die Emissionsquellen von Methan immer stärker sprudeln. So das Auftauen des Permafrostbodens infolge einer immer höheren Erdtemperatur. Einer der Kipppunkte für das Klima, welcher längst angesprungen ist.

Auch die Landwirtschaft emittiert immer mehr Methan – zum einen beim Reisanbau in nassen Feldern – und zum anderen in der Viehmassentierhaltung. Längst gibt es Methoden Reis auch trocken anzubauen und so den Methanausstoß stark zu reduzieren. Zugleich könnte über vegane Ernährung die Viehhaltung und damit der Methanausstoß deutlich reduziert werden. Des Weiteren würde die Fütterung von Rotalgen im Viehfutter den Methan-Ausstoß aus Rindermägen drastisch um bis zu 80 Prozent reduzieren.

Drastische Zunahme an Methanbomben aus Erdöl-, Kohle-, Erdgaslagerstätten sowie Pipeline-Lecks

Besonders dramatisch nehmen die Methanemissionen aus Erdöl- und Erdgaslagerstätten zu. Insbesondere in Fracking-Gebieten – genau dort also, wo das LNG (Flüssigerdgas) für Europa als Ersatz für russisches Erdgas vermehrt herkommen soll, sind die Methanleckagen in den letzten Jahren regelrecht explodiert. Aber auch in konventionellen Fördergebieten entweichen Unmengen Methan – selbst nach Beendigung der Förderung. Die alten Bohrlöcher werden meist nicht verschlossen und emittieren größte Mengen Methan. Das gilt übrigens auch für Erdöl- und Kohlegruben.

Der Guardian hat gerade in einem umfassenden Bericht über unglaubliche schlimme Methanemissionen aus Lagerstätten in Pennsylvania, USA, berichtet, einem der Hauptfracking-Gebiete in den USA. Dort wurden Methanlagerstätten entdeckt, die eigentlich verschlossen sein sollten, stattdessen aber fast explosionsartig Methan – mitsamt vieler Gifte und Gestank – einfach entweichen lassen. Entdeckt wurden dort über tausend emittierende Methangaslecks. Satelliten erfassten 154 Mega-Lecks in den USA. Aber auch Turkmenistan, Russland, Algerien, China, Saudi-Arabien, Australien, Iran und der Irak gehören zu den gefährlichsten Emittenten der Welt.

Schlimmer noch: Aus den jetzigen erschlossenen Fördergebieten entweichen auch zukünftig unkontrolliert Methanmengen. Der Guardian nennt sie Methanbomben.

Die Marcellus Shale-Formation in den USA ist die zweitgrößte Methanbombe der Welt. Die geschätzten zukünftigen Emissionen allein durch Methanlecks – ohne Berücksichtigung der Nutzung des geförderten Gases – entsprechen 17 Milliarden Tonnen (Gt) CO2. Dies entspricht mehr als dem Dreifachen der derzeitigen jährlichen Gesamtemissionen der USA. Allein vier der Top 10 aller Methanbomben befinden sich in den USA.

Auch der Erdgashunger Deutschlands und der EU befördern diese Methanbomben, weil über Importe von flüssigem Erdgas (LNG) aus diesen Gebieten neue Erschließungen finanziert werden und damit immer weitere Methanbomben entstehen.

Verwaiste Bohrlöcher als starke Emissionsquellen

Auch verwaiste Bohrlöcher für Erdgas und Erdöl emittieren unkontrolliert Methan. Die Biden Regierung will nun mit einem 4,7 Mrd. US-Dollar Programm solche verwaisten Bohrlöcher verschließen. Im US-Bundesstaat Louisiana sind bereits ca. 100 solcher Bohrlöcher verschlossen worden – doch es gibt davon dort 4500 und in den gesamten Vereinigten Staaten über 2 Millionen, aus denen nicht nur der Klimakiller Methan, sondern auch andere giftige Chemikalien entweichen.

Immerhin gibt es in den USA ein entsprechendes Programm zum Verstopfen verwaister Bohrlöcher. Doch diese Löcher gibt es ja nicht nur in den USA. In allen Gebieten, wo irgendwann mal nach Erdöl oder Erdgas gebohrt wurde, gibt es solche tickenden Emissionsquellen.

Auch bei uns in Deutschland sind sie längst nicht alle verstopft und emittieren viel Methan.

Die Erdöl-, Erdgas-, Kohlenutzung muss schon alleine wegen den unkontrollierten Methanbomben gestoppt werden

Wer Erdgas nutzen will, muss sich im Klaren sein, dass er neue Methanbomben in Kauf nimmt. Die neuen LNG-Terminals in Deutschland tragen zu dieser negativen Entwicklung stetig bei. Ebenso in den USA, Katar, Irak, Senegal, Aserbaidschan oder wo sonst noch das LNG für die neuen Terminals herkommen soll.

Erdgas ist also noch viel klimaschädlicher als bisher bekannt.

Jede Brückentechnologie-Politik mit Erdgas oder blauem Wasserstoff (aus Erdgas) muss spätestens mit den Aufdeckungen des Guardians beendet werden. Es darf keine neuen Erdgaskraftwerke geben, wie sie Wirtschaftsminister Habeck in diesem Jahr noch ausschreiben will und auch keine Wasserstofftechnik, die erst mal mit blauem Wasserstoff aus Erdgas beginnen soll. Dies alles ist auch nicht nötig, da der Ausbau der Erneuerbaren Energien aktuell stark an Fahrt aufnimmt und sogar noch viel stärker beschleunigt werden kann.

Die „Brückentechnologie“ Erdgas ist nichts anderes als „ein Gaspedal auf der Highway-Fahrt in die Klimahölle“ (UN-Generalsekretär Antonio Guterres).