CCS ist am Ende und wird trotzdem noch von Klimaschützern gefordert

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CCS ist am Ende und wird trotzdem noch von Klimaschützern gefordert

Die Abscheidung von Kohlendioxid aus den Rauchgasen von Kohlekraftwerken mit anschließender Deponierung in aufgelassenen Bergwerken (Carbon-Capture-Sequestration, CCS) war die wichtigste Antwort der fossilen Wirtschaft vor über 15 Jahren auf den fortschreitenden Klimawandel. Oftmals wurde damit auch suggeriert, dass so die Kohlenutzung sauber werden könnte, so entstand die Propagandalüge der Clean Coal, saubere Kohle.

Mit hohem Aufwand haben die Verbände der fossilen Energiewirtschaft diese Scheinlösung für den Klimaschutz hoffähig gemacht. Ich erinnere mich nur zu gut an die vielen Parlamentarischen Abende der Mineralöl-, Erdgas- und Kohlewirtschaft, die sich in Berlin in bestechenden Präsentationen plötzlich mit CCS als Klimaschützer positionierten. Meine Warnungen und viele Analysen aus der Wissenschaft, dass diese Technik wegen viel zu hoher Kosten und ungelöster Fragen der Sicherheit von vornherein zum Scheitern verurteilt ist, wurde mit gezielter PR in der Öffentlichkeit einfach weggewischt. Milliarden-Subventionen vom europäischen und deutschen Steuerzahler haben diesen Unsinn auch noch befördert.

Schlimmer noch, sogar viele Klimaschützer, ja selbst bedeutsame Klimaforschungseinrichtungen wie das PIK in Potsdam sprangen auf die Forderung nach CCS an. Alles schön verpackt in dem wohlklingenden Ziel einer kohlenstoffarmen (Low Carbon) Wirtschaft, wo sich neben CCS ja auch Atomenergie und Erdgas als angeblich weniger kohlenstoffintensiv wiederfinden. Low Carbon, ein gut gewählter Propagandabegriff der fossilen/atomaren Wirtschaft, um ihre Geschäftsmodelle auch in Zeiten der Klimaschutzdiskussion legitimieren zu können. In Wirklichkeit wurde Low Carbon zum Begriff gemacht, um die Forderungen nach 100% Erneuerbaren Energien abwehren zu können und selbst Klimaschützer damit für die fossilen Interessen einzufangen. Ein gelungener Schachzug, denn immer noch stehen Low Carbon und auch CCS im Forderungskatalog selbst vieler gutwilliger Klimaschützer auf der Klimaschutzkonferenz in Paris; wird aber überraschenderweise kaum mehr von Regierungen für ein Klimaschutzabkommen gefordert.

Trotz massiver Forschungsförderung und milliardenschwerer Subvention ist die CCS-Entwicklung weltweit schon heute gescheitert. Die meisten Konzerne ziehen sich zurück, Projekte gibt es kaum mehr.  Das Kraftwerk Kemper County im US-Staat Mississippi kostet mit 6,5 Milliarden Dollar dreimal so viel wie geplant, was die Stromkosten der Kunden in die Höhe treibt. Weltweit sind gerade mal 13 CCS-Projekte größeren Ausmaßes in Betrieb, die aber nicht einmal ein Tausendstel der jährlichen weltweiten CO2 Emissionen aufnehmen, so das Handelsblatt gestern.

Unbelehrbar fordern dennoch viele, z.B. die Internationale Energie Agentur (IEA) oder der Weltenergierat, noch höhere Subventionen, was absurd ist, weil ja Erneuerbare Energien die Emissionsvermeidung viel billiger erbringen können.

Freuen über den Niedergang des CCS können sich Bürgerinitiativen vor Ort, die sich mit großem Engagement gegen die lokalen Umweltbelastungen und Gefahren der CO2-Verpressung gewehrt haben. So feierte erst kürzlich in der Altmark in Sachsen-Anhalt die Bürgerinitiative „Kein CO2 Endlager in der Altmark“ den endgültigen Rückzug des Weltkonzernes GDF SUEZ aus dem dortigen CCS-Projekt. Mit viel Engagement und zurecht stolz darauf haben einige sehr engagierte Bürger mit großem Sachverstand einen Weltkonzern zum Rückzug bewegt. Nun kann sich die BI unter ihrem neuem Namen „Saubere Umwelt und Energie Altmark“ ganz selbstbewusst neuen Aufgaben zuwenden, der Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien, was sie mit der richtigen Botschaft auf einem großen Plakat selbstbewusst verkündete: „Ausstieg aus den fossilen Energien ist überlebensnotwendig für die Menschheit!“

Erhellend nur wiederum: der Rückzug von GDF Suez kam still und leise, ohne große Propaganda. Es soll ja wohl das Märchen vom CCS als Klimaschutzlösung noch eine Weile tragfähig sein, damit sich Erdöl-, Erdgas- und Kohlekonzerne noch ein wenig länger mit dem Image des Möchtegernklimaschützers schmücken können.

 

Lesetipp:

Mein Interview mit „neue energie“ zur Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen und dem Plan einiger Bundespolitiker, das Ziel von 100% Erneuerbaren Energien bis 2030 zu streichen, lesen Sie jetzt in einer aktualisierten Fassung in der aktuellen Print-Ausgabe (Nr. 12 / Dezember 2015) auf S. 12/13 oder hier.

 

Hammelburg, den 09. Dezember 2015

Ihr Hans-Josef Fell