Wertschöpfung durch Klimaschutz
Grünen-MdB Hans-Josef Fell kämpft für Bürgerbeteiligung
„Es ist beeindruckend, wie eine kleine Gemeinde, in der alle mit anpacken, ihre Energieversorgung mit erneuerbaren Energien gemeinschaftlich organisiert,“ freut sich Hans-Josef Fell, energiepolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag bei seiner Informationstour zu Stätten regenerativer Energieerzeugung in Großbardorf.
Ausgangspunkt der Tour war die Biogasanlage, das Herzstück der Wärmeversorgung der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energie eG Großbardorf, mit über 200 Mitgliedern, die sich zusammenschlossen, um sich selbst mit Wärme und künftig auch mit Strom zu versorgen. Reinhold Behr, der Vorstand der Energiegenossenschaft, und seine Mitstreiter haben mit viel Aufklärungsarbeit eine große Akzeptanz unter den Bürgern von Großbardorf erreicht. So können sich jetzt viele freuen, dass sie nun mit regional erzeugten erneuerbaren Energien von steigenden Energiepreisen unabhängig sind.
Hans-Josef Fell sieht die Großbardorfer Genossenschaft als Vorbild: „Energiege-nossenschaften werden zur tragenden Säule der Energiewende. Es wäre gut, wenn es in unserer Region viele Nachahmer gäbe,“ so der Energiepolitiker. „Es ist mir gelungen, die Grundlage dafür zu erhalten, denn in der Verabschiedung des Kapitalanlagegesetzes am letzten Donnerstag im Bundestag blieb auf unseren Grünen Einfluss hin die Möglichkeit zur Investition von Bürgerkapital in Energiebeteiligungsprojekte erhalten.“ Wäre der Kabinettsentwurf vom letzten Dezember umgesetzt worden, so hätte dies, erklärt Fell, die Bürgerbeteiligungs-gesellschaften unmöglich gemacht.
Die Biogasanlage wird von regional ansässigen Landwirten gemeinschaftlich betrieben. Die in der Anlage am Ortsrand entstehende Wärme wird über ein sechs Kilometer langes Nahwärmenetz an die Abnehmer im Ort verteilt. Dabei werde auch auf Biodiversität geachtet, lobt Hans-Josef Fell: „Mais-Monokulturen wird man hier nicht finden.“ Aus den ursprünglich geplanten 40 sind mittlerweile über 120 Anschlüsse geworden. „Die Bürgerinnen und Bürger haben nach Fukushima und den Turbulenzen an den Finanzmärkten erkannt, welche Potenziale in ihrer Gemeinde und in der Genossenschaft stecken;“ so Hans-Josef Fell.
Standortfaktor Biogas
Dass diese Potenziale sich auch auf den Standort Großbardorf positiv auswirken, bestätigt Josef Demar, der Bürgermeister der Gemeinde: „Die Energiegenossen¬schaft bringt uns nicht nur klimaschützende erneuerbare Energien, sondern auch neue Wertschöpfung. Besonders erfreulich ist, dass sich unter anderem wegen der günstigen Wärmeversorgung die IFSYS GmbH hier angesiedelt hat.“ Die IFSYS GmbH ist ein mittelständisches Unternehmen der Zuführtechnik mit inzwischen mehr als 130 Mitarbeitern. Dass der Standort dem Unternehmen gut tut, zeigt sich auch in der Einweihung einer neuen Produktionshalle am Ende des Monats.
Dank des gemeinschaftlichen Engagements und der Investitionen der Großbardorfer verfügt die Ortschaft, die 2012 vom Bundeslandwirtschaftsministerium als Bioenergiedorf ausgezeichnet wurde, außerdem über mehrere Photovoltaik¬anlagen. Ein Beispiel ist die Solaranlage der Tribünenüberdachung des TSV Großbardorf. Das Dach der Tribüne wurde an die Energiegenossenschaft zum Bau und Betrieb einer Photovoltaikanlage vermietet. Diese Anlage deckt den Strombedarf von ca. 34 Durchschnittshaushalten.
Inzwischen plant die Genossenschaft auch, in Windkraftanlagen zu investieren. Hier sieht Hans-Josef Fell dringenden Handlungsbedarf: „Ich fordere die Planungsbehörden auf, die Genehmigungswiderstände auszuräumen, damit die Bereitschaft der Bürger, in die Energiewende zu investieren, nicht weiter gebremst wird.“
Das Bild zeigt (v.l.): Reinhold Behr, Vorstand der Friedrich-Wilhelm Raiffeisen Energiegenossenschaft Großbardorf, Hans-Josef Fell, MdB und Mathias Klöffel, Vorstand der Friedrich-wilhelm-Raiffeisen Energiegenossenschaft Großbardorf