Kolumbien und Niederlande werden die erste Regierungskonferenz zum Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen organisieren

Die erste Regierungskonferenz zum Ausstieg aus den fossilen Energieträgern (Erdöl, Erdgas, Kohle) wird am 28. und 29. April 2026 in der Hafenstadt Santa Marta im Kolumbien stattfinden.

Santa Marta ist ein großer Exporthafen für kolumbianische Kohle, die auch nach Deutschland geliefert wird – also ein sehr symbolträchtiger Ort für diese Konferenz.

Die Pazifikstaaten haben sich zudem verpflichtet, ein weiteres Treffen zum Fossilausstieg in der Region einzuberufen, um die Ergebnisse voranzutreiben.

Quelle: Fossil Fuel Non-Proliferation Treaty Initiative: First International Conference on the Just Transition Away from Fossil Fuels

Diese wichtige Ankündigung wurde von der Veröffentlichung der „Erklärung von Belém über den gerechten Übergang weg von fossilen Brennstoffen“ begleitet, die von 24 Ländern unterstützt wird.

Zu den unterstützenden Ländern gehören: Australien, Österreich, Belgien, Kambodscha, Chile, Kolumbien, Costa Rica, Dänemark, Fidschi, Finnland, Irland, Jamaika, Kenia, Luxemburg, die Marshallinseln, Mexiko, Mikronesien, Nepal, die Niederlande, Panama, Spanien, Slowenien, Vanuatu und Tuvalu.

Deutschland gehört nicht zu den Unterstützern der Erklärung.

Möglicherweise haben Bundeskanzler Merz und seine Wirtschaftsministerin Reiche ihr Veto eingelegt, denn gerade hat die Bundesregierung beschlossen, acht neue Erdgaskraftwerke auszuschreiben. Neue fossile Investitionen wie diese passen schon gar nicht in eine Ausstiegsinitiative aus fossilen Energien.

UN Klimakonferenz COP 30 versagt erneut

Auf der COP 30 in Belém hatte der brasilianische Präsident Lula eine Initiative zum fossilen Ausstieg gestartet – doch ohne Erfolg. In der Abschlusserklärung der gerade zu Ende gegangenen UN-Klimakonferenz in Belém, Brasilien, gab es keine Erwähnung des Ausstiegs aus fossilen Energien.

Länder, die fossile Rohstoffe fördern, wie Russland, die arabischen Staaten, aber auch Indien und China, waren strikt dagegen. Russland und einige arabische Staaten brauchen offensichtlich die Einnahmen aus Erdöl und Erdgas, um ihre grausamen Kriege gegen andere Länder, wie die Ukraine, oder Terrorismus, wie islamistische Kämpfer, zu finanzieren.

Dabei wäre der fossile Ausstieg genau die entscheidende Strategie, um Klimaschutz und Frieden voranzubringen. Etwa 60 % tragen die Emissionen aus fossilen Rohstoffen zur Aufheizung des Klimas bei, und zudem sind fossile Rohstoffverkäufe die Haupteinnahmequelle für Russlands Kriege.

Quelle: Energy Watch Group: EWG-Kurzanalyse THG 2019

Der Ausstieg aus der fossilen Energie- und Chemiewirtschaft wäre also der mit Abstand wichtigste Beitrag zum Klimaschutz. Ohne diesen fossilen Ausstieg kann es keinen wirksamen Klimaschutz geben.

Allerdings ist er natürlich nicht alles. Auch mit den Emissionen aus Land- und Forstwirtschaft sowie der Materialwirtschaft muss bald Schluss sein, und starke Kohlenstoffsenken müssen schnell erschlossen werden.

Mit den schnell wachsenden erneuerbaren Energien, Lösungen für eine Kreislaufwirtschaft sowie regenerativer Land-, Forst- und Meereswirtschaft ist Klimaschutz tatsächlich noch möglich.

Doch zu solchen klaren Strategien kann sich die Weltgemeinschaft auf UN-Regierungsebene bislang nicht durchringen. Auch die UN-Klimakonferenz COP 30 in Belém reiht sich daher nahtlos in die 29 vorherigen, komplett gescheiterten UN-Klimakonferenzen ein.

Initiativen von Einzelstaaten, Unternehmen und Bürgern sind entscheidend

Daher bleibt, wie mir und Hermann Scheer schon vor 30 Jahren klar war: Klimaschutz kann nicht dadurch erreicht werden, dass alle Regierungen der Welt einen gemeinsamen Vertrag unterzeichnen. Vielmehr gelingt Klimaschutz nur auf ziviler und kommerzieller Basis.

Dafür sind einzelne Regierungsentscheidungen, etwa der Aufbau einer Industrie für Klimaschutztechnologien – wie es China vorantreibt – weitaus erfolgversprechender. China hat nicht darauf gewartet, dass auf irgendeiner Weltklimakonferenz der industrielle Aufbau einer Erneuerbare-Energien-Industrie beschlossen wird. Stattdessen haben sie diesen konsequent fortgeführt, während Deutschland 2012 unter Umweltminister Altmaier und seiner Staatssekretärin Reiche den industriellen Ausbau der Erneuerbare Energien jäh beendete.

China erntet heute die ökonomischen Früchte dieser Klimaschutzstrategie. Ohne diese industrielle Offensive hätte die Weltgemeinschaft kaum Chancen, schnell Klimaschutz umzusetzen, denn China ist inzwischen der globale Hauptlieferant für Solartechnik, Batterien, Windkraftanlagen und E-Mobilität. Auch die grüne Revolution, etwa Aufforstungsprojekte in Wüstenregionen, wurde dort am stärksten vorangetrieben.

Da die Klimakonferenz in Belém erneut keinen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz geleistet hat, ist es umso wichtiger, die Initiative von Kolumbien und den Niederlanden mit der Konferenz zum fossilen Ausstieg zu unterstützen. Auch Deutschland sollte dort mit einer Regierungsdelegation, idealerweise unter Führung von Kanzler Merz, präsent sein.

Denn der Ersatz der fossilen Rohstoffe sind eben Erneuerbare Energien und erneuerbare Rohstoffe aus Pflanzen oder Algen für die Chemie. Das genau sind Innovationen. Innovationen hat ja auch Kanzler Merz für die Stärkung der deutschen Wirtschaft gefordert

Quelle: Bundesregierung: Kanzler-Hightech-Agenda

In einer solchen Innovationswirtschaftsoffensive müssen eben auch die Klimaschutzinnovationen voll im Mittelpunkt stehen. Das geht aber nur mit einem fossilen Ausstieg und nicht mit neuen Erdgaskraftwerken, die den Markt für den Ausbau innovativer Erneuerbare Energien ausbremsen.

Deutschland sollte daher diesen Prozess der fossilen Ausstiegskonferenz in Kolumbien voll unterstützen; er ist erfolgversprechender als alle Weltklimakonferenzen, die da noch kommen mögen.