2050 schon 3 °C Weltaufheizung? Was bedeutet das?

Auf dem Extremwetterkongress in Hamburg im Oktober 2025 wurde von der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) und der Deutschen Meteorologischen Gesellschaft (DMG) eine aufsehenerregende und zugleich erschreckende Studie vorgestellt.

Quelle: Deutsche Physikalische Gesellschaft: Klimaforschende wenden sich an die deutsche Politik. dpg-physik.de

Im Wesentlichen wurde die aktuelle Temperatursteigungskurve fortgeschrieben, unter der Annahme, dass es wie bisher weltweit kaum globale Erfolge für den Klimaschutz gibt. Eine Annahme, die leider sehr realistisch erscheint.

So gab es auch 2024 erneut Rekordemissionen an Treibhausgasen – allen globalen Bemühungen auf den UN-Klimakonferenzen zum Trotz. Die Kohlendioxid-Emissionen stiegen im Jahr 2024 um 0,8 % und erreichten mit 37,8 Gt CO2 ein neues Rekordhoch.

Quelle: International Energy Agency: Global Energy Review 2025 – CO2 Emissions. iea.org

Die Studie der DMG und DPG kommt nun zu dem Ergebnis, dass 3 °C Welterwärmung im Jahr 2050 nicht mehr auszuschließen sind.

Auch die Energy Watch Group hat vor wenigen Monaten die exponentiell steigende Temperatur der letzten Jahre fortgeschrieben und gezeigt, dass bereits um 2032 das Pariser Ziel von 2 °C Welterwärmung überschritten sein wird

Quelle: Hans-Josef Fell: Studie Erwärmung. hans-josef-fell.de

Eine weitere Fortschreibung der Kurve führt zu einem ähnlichen Ergebnis wie bei DPG und DMG, nämlich dass um 2050 die 3 °C überschritten werden.

Das Pariser Klimaabkommen ist komplett gescheitert

In Paris wurde 2015 groß gefeiert, dass sich die Nationen selbst verpflichteten, die Erdaufheizung über dem vorindustriellen Niveau möglichst bei 1,5 °C und spätestens bei 2 °C zu stoppen.

Nun war aber das Jahr 2024 schon 1,6 °C über dem vorindustriellen Niveau aufgeheizt. Weit schneller und früher, als vom Weltklimarat (IPCC) prognostiziert.

Noch immer glauben Wissenschaftler, Manager, Politiker und selbst viele Umweltverbände, dass das 1,5 °C-Ziel einzuhalten sei, wenn die Treibhausgasemissionen bis etwa 2050 beendet und danach große Kohlenstoffmengen der Atmosphäre entnommen werden. Es würde also genügen, die Emissionen lediglich zu reduzieren, um 1,5°C einzuhalten.

Dabei ist physikalisch klar: Solange es weitere Treibhausgasemissionen gibt – selbst auf niedrigem Niveau –, steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weiter an. Und mit jeder höheren CO2-Konzentration beschleunigt sich der Temperaturanstieg.

Somit sind die Erkenntnisse von DPG, DMG und EWG völlig plausibel, denn nichts deutet darauf hin, dass die Erdgemeinschaft insgesamt die Emissionen in den nächsten Jahren komplett beenden würde, was die Grundvoraussetzung wäre, um ein weiteres Aufheizen der Atmosphäre zu stoppen.

Wir müssen uns also auf eine Welterwärmung um 3 °C bis zum Jahr 2050 einstellen.

Wie wird eine 3 °C-Welt aussehen? Ist das schon die Klimahölle, von der Antonio Guterres spricht?

Die wohl klarste Beschreibung einer 3 °C-Welt lieferte 2024 die australische Forschungseinrichtung Breakthrough mit dem BTCC-Bericht: ‚Kollisionskurs – 3 °C Erwärmung und die Zukunft der Menschheit‘. Er fasst sehr viele Einzelforschungsergebnisse zusammen und bietet einen umfassenden Überblick.

Quelle: Breakthrough – National Centre for Climate Restoration: BTCC Report – Collision Course: 3°C of Warming and the Future of Humanity. breakthroughonline.org.au

Daraus wird klar, dass UN-Generalsekretär Antonio Guterres mit seinen drastischen Warnungen sehr präzise, aber auch korrekt beschreibt, dass die Menschen auf dem Weg zur Klimahölle sind – vermutlich bereits bis 2050!

Der BTCC-Bericht ist ein Dokument, das aufzeigt, dass große Teile der menschlichen Zivilisation in einer 3 °C-Welt nicht überleben könnten.

Im Folgenden einige ausgewählte Auszüge aus den umfangreichen Erkenntnissen zahlreicher wissenschaftlicher Studien, die die Autoren des BTCC-Berichts zu einer 3 °C-Welt zusammengetragen haben:

In einer um drei Grad wärmeren Welt werden wir neue Extreme erleben – Niederschläge, unerträgliche Hitze, Überschwemmungen und Dürren –, wie sie die Menschheit bisher nicht erlebt hat. Der Meeresspiegel wird um mehrere Meter ansteigen und Küstenstädte sowie Deltas überfluten.

Große Teile der Tropen werden unter extremer Hitze leiden und nahezu unbewohnbar werden. Die trockenen Subtropen werden austrocknen und verwüsten, was katastrophale Folgen haben wird.

Unbewohnbar wegen extremer Hitze

Heute sind etwa 0,8 % der Erdoberfläche – hauptsächlich in der Sahara – unbewohnbar, vor allem aufgrund von Hitze und fehlenden Niederschlägen.

Bei 3 °C Erderwärmung werden große Teile der Welt ähnlich unbewohnbar wie diese Teile der Sahara: Amazonien und Teile Mittelamerikas, West-, Subsahara- und Ostafrika, das Rote Meer und der Persische Golf, Teile Zentralasiens, Südasien (einschließlich Pakistan, Indien und Bangladesch) sowie ein beträchtlicher Teil Südostasiens – darunter Indonesien, Malaysia, die Philippinen, Kambodscha, Thailand und Myanmar – sowie Gebiete im Norden Australiens und im nahen Pazifik. Insgesamt leben dort mehr als zweieinhalb Milliarden Menschen.

Extremwetterereignisse verstärken sich

Im Jahr 2021 warnte die Weltorganisation für Meteorologie sowohl vor „zu viel als auch zu wenig“ Wasser: Durch die globale Erwärmung wird der Wasserkreislauf intensiviert, wodurch Überschwemmungen und Dürren zunehmen – und viele Länder darauf nicht vorbereitet sind.

Bis zu 44 % der Landflächen der Erde werden austrocknen. Dies wird zu schweren Dürreperioden in Südeuropa, Nordamerika (vor allem im Osten und Südwesten der USA sowie in Mexiko), weiten Teilen Südostasiens und im Amazonasgebiet führen und etwa 1,4 Milliarden Menschen betreffen.

Die Sahara als Wüste wird das Mittelmeer überspringen.

Bis 2050 wird die Zahl der Menschen, die unter akuter Wasserknappheit leiden, auf fünf Milliarden ansteigen, warnt die UNESCO. 1,8 Milliarden Menschen werden in Regionen leben, deren Grundwasser erschöpft sein wird, was wahrscheinlich zu großflächigen Vertreibungen führen wird. Der jüngste IPCC-Bericht prognostiziert, dass bereits bei einer Erwärmung um 2 °C bis zu drei Milliarden Menschen aufgrund von Dürren unter chronischer Wasserknappheit leiden werden, bei einer Erwärmung um 4 °C sogar bis zu vier Milliarden, hauptsächlich in den Subtropen und mittleren Breiten.

Der Meeresspiegelanstieg wird ganze Städte überschwemmen

Im Durchschnitt steigt der Meeresspiegel pro 1 °C Klimaerwärmung um 10–20 Meter. Vor 36–40 Millionen Jahren, als es keine Polkappen gab, lag die Temperatur etwa 3–4 °C über dem vorindustriellen Niveau, und der Meeresspiegel war 70 Meter höher als heute. Da die polaren Eisschilde eine große thermische Trägheit aufweisen, dauert dieser große Anstieg allerdings viele Jahrhunderte. 2050 wird es also noch keine solch hohen Meeresspiegel geben, aber der Anstieg wird dann unwiderruflich auf dieses Niveau zusteuern.

An unseren heutigen Küsten liegen mehr als 130 Städte mit über einer Million Einwohnern; hinzu kommen weitere Infrastrukturen wie Häfen, Flughäfen und rund 200 Kernkraftwerke mit Meerwasserkühlung. Bereits ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter wäre eine Katastrophe. US-Regierungsbehörden (vor der Trump-Zeit!) gehen jedoch für ihre Planungen von Szenarien mit einem Meeresspiegelanstieg von bis zu 2,1 Metern bis 2100 aus.

Ein Anstieg des Meeresspiegels um einen Meter würde 20 % der Fläche von Bangladesch überfluten und 30 Millionen Menschen vertreiben.

Die Unterläufe der landwirtschaftlich wichtigen Flussdeltas wie Mekong, Ganges und Nil werden überschwemmt, und große Teile einiger der bevölkerungsreichsten Städte der Welt – darunter Kalkutta, Mumbai, Jakarta, Guangzhou, Tianjin, Hongkong, Ho-Chi-Minh-Stadt, Shanghai, Lagos, Bangkok und Miami – werden überschwemmt oder verlassen sein.

Aber bei uns in Europa kann bei 3 °C alles ganz anders werden: Unerträglich kalt!

Es besteht ein inakzeptables Risiko, dass die Atlantische Meridionale Umwälzströmung (AMOC, auch bekannt als Golfstrom) bis zur Mitte des Jahrhunderts zusammenbricht. Modellrechnungen zeigen, dass eine Verlangsamung der AMOC London um durchschnittlich 10 °C und Bergen (Norwegen) um 15 °C abkühlen lassen würde. Ein Zusammenbruch des AMOC-Wärmetransportkreislaufs würde die europäische Landwirtschaft unwirtschaftlich machen.

Hunger!

Bei einer Erwärmung von 3 °C würde die Nahrungsmittelproduktion nicht ausreichen, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Gründe dafür wären ein Rückgang der Ernteerträge um durchschnittlich ein Fünftel oder mehr, ein Rückgang des Nährstoffgehalts der Nutzpflanzen, ein katastrophaler Rückgang der Insektenpopulationen, Wüstenbildung, ein Ausbleiben des Monsuns, chronischer Wassermangel sowie zu heiße Bedingungen für menschliche Besiedlung in bedeutenden Nahrungsmittelanbaugebieten.

Sind diese Erkenntnisse nur Panikmache? Gibt es nicht auch andere Meinungen dazu?

Die meisten Menschen wollen solche wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht wahrhaben, erschüttern sie doch ihr gesamtes Weltbild, das von der großen Masse geteilt wird. Oft höre ich Aussagen wie: „Da habe ich auch schon anderes gehört“, „Es gibt auch andere Meinungen“ oder „Wenn ich mir andere Meinungen anschaue, glaube ich: Alles ist nur Panikmache – es wird schon nicht so schlimm kommen.“

Nun, dass es solche Meinungen gibt, ist mir völlig klar. Auch ich höre sie unentwegt. Es meinen ja auch heute noch manche Menschen, die Erde sei eine Scheibe und legen dafür abstruse, nicht haltbare „wissenschaftliche“ Belege vor. Meinungen können also komplett danebenliegen.

Klar ist: Entscheidend sind nicht Meinungen, sondern die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die der Menschheit vorliegen. Entscheidend ist die Exaktheit der Wissenschaft, nicht die persönliche Meinung. Es ist ebenfalls nicht zielführend, die Meinungen vieler – ob Wissenschaftler oder Laien – zu sammeln und daraus einen Mittelweg-Konsens abzuleiten.

Denn die Natur richtet sich nicht nach Meinungen, sondern nur nach unbestechlichen naturwissenschaftlichen Gesetzen. Naturereignisse folgen nicht Meinungen, sondern den unerbittlichen Gesetzen der Natur. Sie richten sich nicht nach unseren Wünschen und laienhaften Erkenntnissen, die wir oft nur mit dem gesunden Menschenverstand begründen.

Kritik des gesunden Menschenverstandes

Gerade der gesunde Menschenverstand kann uns jedoch häufig täuschen, besonders bei komplexen Naturphänomenen. Er hat keine Erfahrung mit hochkomplexen Systemen, vernetzten Zusammenhängen und insbesondere nicht mit nichtlinearen, etwa exponentiellen Wachstumskurven.

Wer einmal seinen gesunden Menschenverstand überprüfen will, ob er denn alles korrekt erfasst habe, dem empfehle ich das Buch: Kritik des gesunden Menschenverstandes von Ernst Peter Fischer, Rasch und Röhrig Verlag von 1989. Darin werden selbst simple Sachverhalte gezeigt, bei denen der gesunde Menschenverstand bei fast allen Menschen kläglich versagt. Das spricht nicht gegen den gesunden Menschenverstand, der uns in vielen Lebenssituationen hilft, aber dennoch versagt, wenn es um die Beurteilung komplexer globaler Zusammenhänge geht, was die Entwicklung des irdischen Klimas in Abhängigkeit von der CO2-Konzentration in der Atmosphäre zweifellos ist.

Ich kann daher nur appellieren, die eigene Überheblichkeit über Bord zu werfen – die Überheblichkeit, sich unter Berufung auf den gesunden Menschenverstand über wissenschaftliche Erkenntnisse hinwegzusetzen – und die erdrückenden Erkenntnisse anzunehmen: dass eine Erderwärmung um 3 °C bereits um 2050 möglich ist und welch unbeherrschbare Katastrophe dies für uns Menschen bedeuten würde.

Was ist zu tun?

Nur daraus kann man die richtigen Rückschlüsse ziehen, was die menschliche Zivilisation noch retten kann: Eine Abkühlung der Erde statt weiterer Aufheizung! Das ist gleichbedeutend mit einer Klimaschutzstrategie, die in wenigen Jahrzehnten alle Emissionen beendet und gleichzeitig riesige Kohlenstoffmengen aus der Atmosphäre entfernt.

Wie das geht, wollen wir mit dem Holozän-Projekt aufzeigen.

Quelle: Holocene Project, holoceneproject.org

Bis heute hat sich aus dem Kreis potenter Finanzgeber noch niemand dafür ernsthaft interessiert, denn seit zwei Jahren suchen wir vergeblich nach Forschungsfinanzierung, um gemeinsam mit Universitäten einen entsprechenden Pfad zur Abkühlung der Erde zu erforschen. Noch niemand in der Wissenschaft – auch nicht der Weltklimarat IPCC – hat dies bisher umgesetzt, und inzwischen könnte sich die Erde bereits bis 2050 um 3 °C erwärmen, mit all den zuvor aufgezeigten Konsequenzen.

Jetzt nur ja nicht aufgeben!

Wer glaubt, dass dies nur unsere Enkel betrifft, täuscht sich. Selbst ich könnte – sofern meine Gesundheit ein Leben bis 100 ermöglicht und mich keine tödlichen Extremwetter oder Hungersnöte ereilen – das Jahr 2050 noch erleben. Nur ob das dann noch schön sein wird für mich, bezweifle ich sehr. Ohne die heutigen Grundlagen menschlicher Zivilisation wird ein normales Leben nicht möglich sein. Dazu gehören ausreichend Nahrung und Trinkwasser, erträgliche Temperaturen, Lebensräume, die wir uns nicht mit Milliarden Klimaflüchtlingen teilen müssen – und vieles mehr, wie etwa ein einfaches Dach über dem Kopf, das Tornados, Überschwemmungen oder Waldbrände nicht zerstört haben.

Auch um die Zukunft meiner acht Enkel zu retten, werde ich nicht aufgeben. Die Chancen liegen immer noch auf dem Tisch, die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind umfassend vorhanden: Wir können eine emissionsfreie Welt schaffen, mit 100 % Erneuerbaren Energien, 100 % emissionsfreier Kreislaufwirtschaft, sauberer Land- und Forstwirtschaft, die nicht nur keine Emissionen mehr erzeugt, zudem große Mengen Kohlenstoff aus der Atmosphäre entfernt, und einer Meereswirtschaft mit riesigen Braunalgenfarmen, die überschüssigen Kohlenstoff aus der Atmosphäre zurückholen.

Quelle: Energy Watch Group: Ocean Farming und CO2-Entnahme. hans-josef-fell.de

Mit Algen, Pilzen und Pflanzen lässt sich die gesamte Rohstoffbasis der fossilen Wirtschaft auf nachwachsende Rohstoffe umstellen, während gleichzeitig genügend Nahrungsmittel für 10 Milliarden Menschen erzeugt werden können. In Kombination mit 100 % Erneuerbaren Energien könnte diese Strategie, wenn sie weltweit vollständig umgesetzt wird, die fossilen Rohstoffe Erdöl, Erdgas und Kohle im Energie- und Chemiesektor komplett ersetzen. Das Spannende ist, dass diese emissionsfreien Technologien sogar kostengünstiger sind als die fossilen. Im Wesentlichen gilt es, die Beharrungskräfte und die Gier der fossilen Wirtschaft schnell zu überwinden – dann hat die menschliche Zivilisation zumindest in weiten Teilen noch eine Überlebenschance.