Deutsche Beteiligung an der Entwicklung neuer Atomreaktoren für die EU
Liebe Leserinnen und Leser,
Deutsche Beteiligung an der Entwicklung neuer Atomreaktoren für die EU
Atomausstiegsland Deutschland? Weit gefehlt! Hier in Deutschland, am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und vor allem am Joint Research Centre (JRC) Karlsruhe, einer Forschungseinrichtung der EU-Kommission angesiedelt auf dem Gelände des KIT, ist das Zentrum der EU-Forschungen für neue Atomreaktoren und deren Brennstoffe. Dazu gehört der Flüssigsalzreaktor des EU-Projektes SAMOFAR, über dessen Brisanz und Gefährlichkeit allgemein wenig bekannt ist. Dieses EU-Projekt, welches unter anderem atomare Massenvernichtungswaffen ermöglicht, könnte nun verlängert werden. Unter dem Deckmantel von atomarer Sicherheitsforschung geht es in Karlsruhe vor allem um die Forschung an und Entwicklung von atomarer Hochrisikotechnologie, inklusive Atombombenbrennstoffen.
Mit SAMOFAR werden mit Thorium betriebene Atomreaktoren erforscht, die zur künftigen ‚Vierten Generation‘ gehören. Ihr atomarer Brennstoff ist in flüssigem Salz gelöst und sie verfügen über eine integrierte Wiederaufarbeitungsanlage. Im laufenden Betrieb dieses Reaktortyps muss über einen Zwischenschritt aus dem flüssigen Brennstoff das für Atomwaffen geeignete Uran 233 entnommen werden, damit die Kettenreaktion aufrechterhalten werden kann. Pro Jahr fallen dabei 150 kg spaltbares Material an, das für 7 Atombomben des Gun-Typs (Hiroshimabombe) geeignet wäre.
Wie kann es sein, dass im Atom-Ausstiegsland Deutschland an nuklearen Technologien geforscht wird, die sogar atomare Massenvernichtungswaffen ermöglichen? Nicht auszudenken, was passiert, wenn dieses Reaktorkonzept in die Hände von instabilen Staaten oder Terroristen gelangt. Die Entwicklung kleiner modularer Thoriumreaktoren, die wie andere SMRs (Small Modular Reactor) in hohen Stückzahlen gebaut und weltweit vertrieben werden sollen, potenziert diese Terrorgefahr zusätzlich.
Die Bundesregierung ist aufgefordert das SAMOFAR-Projekt zur Ablauffrist Ende Juli 2019 zu beenden. Das KIT muss seine Beteiligung daran einstellen. Alles andere macht den Atomausstieg von Kanzlerin Merkel unglaubwürdig. Gleichzeitig muss die Bundesregierung zusammen mit den anderen Mitgliedsländern auf EU-Ebene die Atomausbaustrategien der EU Kommission ablehnen, stattdessen den Forschungsschwerpunkt des JRC Karlsruhe (vormals ITU, Institute for Transurane) verlagern und endlich eine Beendigung von EURATOM initiieren. Deutschland und die EU dürfen weder weiter an der weltweiten Atomwaffenaufrüstungsspirale mitarbeiten, noch wird Atomkraft für die Energieversorgungssicherheit benötigt.
Die Energy Watch Group (EWG) hat zusammen mit der finnischen LUT University erst letzte Woche in einem Seminar in der EU Kommission in Brüssel wissenschaftlich aufgezeigt, wie sich ganz Europa vollständig mit 100% Erneuerbare Energien versorgen kann, ohne höchst gefährliche Atomkraft und ohne klimaschädliche, fossile Energien. Daher sollte die EU endlich einen Beschluss fassen, um die gesamte Energieversorgung auf 100% Erneuerbare Energien umzustellen.
Berlin, 06. Mai 2019
Ihr Hans-Josef Fell