Iran auf dem Wege zur Solarenergie

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Iran auf dem Wege zur Solarenergie

Vor etwa 4 Wochen wurde im Iran das bestehende EEG novelliert. Es hatte bis heute keine nennenswerte Investitionswirkung entfacht.

Die bisherige Einheitsvergütung für alle Erneuerbaren Energien wurde nun nach Technologien differenziert und die Vergütungsdauer von 5 auf 20 Jahre erhöht. Die Vergütungssätze sind nun attraktiv und teilweise, wie mit ca. 20 Cent/kWh in der Solarenergie, sehr hoch und das in einem Land mit der höchsten Solarstrahlung weltweit. Es wird sogar ein Inflationsausgleich gewährt, da die Inflation im Iran mit etwa 20% jährlich extrem hoch ist. Grund für die hohen Vergütungen sind die besonders schlechten Finanzierungsbedingungen bei den iranischen Banken mit Krediten mit über 20% Zinsen. Ausländische Kreditgeber trauen sich bisher kaum in den Iran, Hermesbürgschaften für deutsche Investoren gibt es (noch?) keine. Ziel der hohen Vergütungssätze ist es nun, auch ausländisches Kapital für Investitionen in Erneuerbaren Energien anzulocken.

Politische Herausforderungen sind die Umlage der Vergütung auf die Strompreise, die momentan bei 1,5 Cent/kWh liegen. Grund für die niedrigen Strompreise sind extrem hohe staatliche Subventionen (ebenso bei Benzin, Diesel, Erdgas). Diese hohen Energiesubventionen ruinieren zunehmend den Staatshaushalt, was im Moment wegen der gesunkenen Ölpreise noch schneller in den Staatsbankrott führen kann. Daher werden im Iran politische Wege gesucht, die hohen Subventionen ohne soziale Spannungen abzubauen.

In Teheran vereinbarte ich diese Woche mit dem iranischen Energieminister Hamid Chitchian und dem Leiter der staatlichen Behörde für Erneuerbare Energien (SANA), Herrn Zadegzadeh, einen tieferen Erfahrungsaustausch um die weitere Gesetzesentwicklung Irans im Bereich der Erneuerbaren Energien zu optimieren. Der Energieminister bat mich auch, Forschungskooperationen mit Fraunhofer Instituten zu vermitteln, was ich als Kurator am Fraunhofer Institut für Solare Energieforschung (ISE) in Freiburg gerne zusagte.

Vorträge über die deutschen und weltweiten Entwicklungen im Energiesektor insgesamt und speziell für Erneuerbare Energien hielt ich vor Vertretern von Behörden, Ministerien, Wissenschaftseinrichtungen sowie mit den Unternehmensvereinigungen der Wind- und Solarwirtschaft.

Nach der Einigung im Atomstreit herrscht im Iran große Zuversicht für das Aufheben der Sanktionen, um in der Wirtschaft insgesamt, aber auch im Sektor Erneuerbare Energien, stark voranzukommen.

Viele haben auch im Iran verstanden, dass es wegen der Klimaerwärmung mit den Öl- und Gasgeschäften nicht weitergehen kann wie bisher. Der Iran leidet schon heute in besonderem Maße unter der Erderwärmung: Ausbreitung der Wüsten, rasant zunehmender Wassermangel und zunehmende verheerende Sandstürme lassen immer mehr Gegenden unbewohnbar werden.

Dabei hat der Iran mit die höchsten Solarstrahlungspotentiale der Erde und hohe Windpotentiale. Insbesondere auch für die Meerwasserentsalzung sind die unbegrenzt verfügbaren Erneuerbaren Energien die kostengünstige Lösung. Effizientes Wassermanagement ist sehr gefragt, z.B. Methoden zur Beschattung größerer Agrarflächen, um die Verdunstung zu verringern. Meine Vorschläge für Agro-PV und Agro-Forst fanden viel Beachtung, auch um in der Region das rasante Wachstum der Städte mit der verbundenen Landflucht zu stoppen. So kann mit Hilfe von Erneuerbaren Energien und Wiederbegrünungen großer früherer Agrarflächen im gesamten Nahen Osten ein wesentlicher Beitrag zur Armutsbekämpfung geleistet werden, womit auch dem furchtbaren Terror in den Nachbarländern des Iran ein Stück weit der Nährboden entzogen werden kann.

Berlin, den 21. August 2015

Ihr Hans-Josef Fell

 

Vertreter der iranischen Windwirtschaft zusammen mit Hans-Josef Fell bei der Überreichung des Geschenkes nach seinem Vortrag in der Solarforschungseinrichtung hoch über Teheran.

Vertreter der iranischen Windwirtschaft zusammen mit Hans-Josef Fell bei der Überreichung des Geschenkes nach seinem Vortrag in der Solarforschungseinrichtung hoch über Teheran.