Mein Zuhause

Gelebte Ökologie. Unser 1985 fertig gestelltes Holzhaus mit Grasdach ist nach ökologischen und baubiologischen Kriterien errichtet und wird mit 100% Erneuerbare Energien vollkommen autark für Strom, Heizung und E-Autos versorgt.

Meine Frau und ich haben uns 1985 dazu entschlossen, unser Haus nach ökologischen und baubiologischen Kriterien zu errichten. Es ist am Klimaschutz ausgerichtet und wird vollständig mit Erneuerbaren Energien versorgt. Der Garten und die Grasdächer bieten Lebensräume Pflanzen, Insekten, Vögel, der Schwimmteich Naturräume für Molche, Libellen, Kröten, Frösche und Ringelnattern. 2022 wurde der Garten als Naturgarten zertifiziert.

Unser Haus ist bereits mehrfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Energy Globe Award 2000. Einzelheiten erfahren Sie in der folgenden Begründung für den internationalen „Solar-Oskar“, Energy Globe Award 2000:

„(…) Wärme, Strombedarf und Mobilität für Fünfpersonenhaushalt vollständig regenerativ gedeckt. Vollständig am Klimaschutz ausgerichtet ist das Wohnhaus der fünfköpfigen Familie von Hans-Josef Fell im unterfränkischen Hammelburg. Strom, Wärme und Mobilität werden vollständig durch erneuerbare Energien bereitgestellt. Nach und nach rüstete die Familie ihr 1985 nach baubiologischen Gesichtspunkten erstelltes Holzhaus mit Grasdach und einer Wohnfläche von 150 m² mit solaren Energietechniken auf.“

 

Die Klimaschutzmaßnahmen und baubiologischen Aspekte werden im Folgenden näher dargestellt.

Für die Außenwand wurde der Baustoff Holz gewählt. Eine 18 cm dicke Holzwand aus massivem Lärchenholz bildet das Grundgerüst. Eine 2 cm bindemittelfreie Holzfaserplatte schafft die Winddichtigkeit der Außenwand. Im Inneren ist eine 3 cm dicke Lärchenholzverschalung im Blockbohlenprofil angebracht. Die Dämmeigenschaften der Wand entsprechen zwar nicht ganz den heute möglichen Eigenschaften einer hochgedämmten Außenwand. Jedoch ist der errechnete k-Wert von etwa 0,4 eine hervorragende Isolierleistung gegenüber den 1985 noch üblichen Dämmwerten.

Das Holz ist werkseitig mit Borax giftfrei grundimprägniert. Im Inneren ist keinerlei Holzschutz verwendet worden. Die Außenseite ist einmalig mit Naturfarbe gestrichen, wobei der Anstrich seit 1985 nicht mehr erneuert wurde.

Der Baustoff Holz ist eine wichtige Maßnahme für den angestrebten Klimaschutz, da Holz pro m³ etwa 700 kg der Atmosphäre entnommenes CO2 fest in der Wand bindet.

Beton hingegen setzt bei seiner Herstellung pro m³ etwa 700 kg CO2 aus fossilen Brennstoffen in der Atmosphäre frei.
Das Lärchenholz ist aus heimischen Wäldern im Spessart, so dass Transportwege und damit verbundene CO2 Emissionen gering gehalten werden konnten.

Die Kellerwandungen sind aus Ziegelsteinen. Auch die zentrale Tragwand im Inneren des Hauses ist aus Gründen einer optimalen Wärmespeicherung aus Ziegelsteinen errichtet, die in heimscher Produktion hergestellt wurden. Die Ziegelwände sind mit reinem Kalkputz verputzt. Die Verwendung von energieintensivem Zement konnte so vermieden werden.

Auch die weiße Kalkfarbe enthält keine Binde- oder Lösemittel.

Das 27° geneigte Grasdach auf der Holztragekonstruktion ist mit einer 1 cm dicken Folie, die den Nässe- und Durchwurzelungsschutz bildet, einer 20 cm dicken Erdschicht und einer nassverlegten Dämmschicht ausgeführt. Das Graspolster besitzt gute Wärme- und Schalldämmeigenschaften und bietet Pflanzen und Insekten eine Lebensgrundlage. Die Dachhaut ist seit 1985 völlig wasserdicht.

Zudem wurde das Dach in wichtigen Einzelbereichen mit Schafwolle und Recyclingkork nachträglich 20 cm dick gedämmt.

Die Außenwände und das Grasdach bieten einer Fülle von Pflanzen und Tieren Lebensraum. Efeu an der Nord- und Westwand bringt zusätzliche Dämmeigenschaften mit Rosen, Wein u.a. bieten Nistplätze für Vögel. Auf dem Dach wachsen viele Pflanzen, wie verschiedenste Succulenten, Klee, Majoran, Schafgarbe, Lein und viele andere trockenresistente Pflanzen. Viele wertvolle Insekten wie Erdbienen oder Schmetterlinge sind auf dem Dach heimisch geworden.

Im Inneren des Hauses finden sich keinerlei solcher Insekten, da sie im Außenbereich einen naturbelassenen Lebensraum vorfinden.

Der Garten bietet weitere Naturräume, z.B. für Molche, Libellen, kleine Fische wie Moderlieschen im Schwimmteich. Selbst der seltene Eisvogel kommt öfter mal vorbei. Der Schwimmteich wird mit effektiven Mikroorganismen und einer natürlichen Pflanzenbewachsenen Uferzone sauber gehalten. Chemikalien finden keinen Einsatz, die Wasserqualität ist ausgezeichnet.

Der Nutzgarten wird auch zum Gemüse- und Obstanbau genutzt. Aufgefangenes Regenwasser wird zur Gartenbewässerung verwendet. Der Garten wird rein biologisch bearbeitet. So werden weitere CO2 Emissionen eingespart, da zur Obst- und Gemüseerzeugung keinerlei Mineraldünger oder Pestizide verwendet werden. Mit Biokohle und effektiven Mikroorganismen angereichert ist der Kompost sehr fruchtbar und zudem eine Kohlenstoffsenke. Im Übrigen wird der größte Teil der Lebensmittel von Biobauern aus der Region bezogen, wodurch wiederum CO2 Emissionen im Anbau und Transport der Lebensmittel verringert werden.

Die Stromversorgung des Hauses wird von einer bereits 1991 installierten 1,8 kW Photovoltaikanlage und einem 1996 installierten mit reinen Pflanzenöl betriebenen Blockheizkraftwerk mit 5kW elektrischer Leistung geliefert. 2020 kam eine weitere PV-Anlage dazu, so dass jetzt 5,4 kW installiert sind. Der Strom wurde 20 Jahre lang über das EEG vergütet. Mit Ablauf der Vergütungsdauer nach 20 Jahren wurde die Stromversorgung völlig autark gemacht und auf kompletten Eigenverbrauch umgestellt. Dazu wurden im Keller Batterien mit 23 kWh Kapazität eingebaut. In der Garage ist über eine bidirektionale Ladestation ein E-Auto eingebunden, welches zusätzliche 60 kWh Speicherung für die Hausanlage bietet.

Das Haus wurde im Februar 2020 komplett vom Stromnetz getrennt und wird seitdem völlig autark zu jeder Stunde des Jahres vollständig für Strom, Heizung und E-Autos und E-Bikes benutzt.

Wärme für die Raumheizung und Warmwasser kommen von der Abwärme des Blockheizkraftwerkes, einer 6 m² Solaranlage und einem Holzgrundofen. Zusätzlich bringt der Wintergarten bei Sonnenschein viel Wärme ins Haus, im Frühjahr und Herbst kann an vielen Sonnentagen das Blockheizkraftwerk und der Holzofen ausgeschaltet bleiben, die Sonne bringt dann genügend für die Heizung und Warmwasser.

Im 800 Liter großen Warmwasserpufferspeicher kann tagelang das Warmwasser gespeichert werden. Im tiefen Winter, wenn das wärmegeführte BHKW länger laufen muss wird öfter ein Heizstab im Pufferspeicher eingeschaltet, der Stromüberschuss aufnimmt und so hilft Pflanzenöl zu sparen. Das BHKW läuft nur etwa 800 Stunden im Jahr, deckt also im Prinzip nur die Dunkelflautenzeiten ab.

Das Pflanzenöl wird von einem Bauern aus der Umgebung bezogen, der auf nachhaltige Produktion, z.B. mit Raps oder Sonnenblumenöl achtet.

Seit 1985 fahre ich erdölfrei verschiedene Elektro- und Pflanzenölautos. Seit 2012 nutzen wir nur noch zwei Elektroautos – eines davon mit bidirektionaler Ladefähigkeit.  Die kurzen Wege in Hammelburg und viele Ausflüge werden mit den E-Bikes gefahren.

Seit 2022 ist ein Open Energy Management System installiert, welches in der Lage ist, die einzelnen elektrischen Komponenten zu steuern. Es ist eines der ersten überhaupt, welches in der Lage ist, unterschiedlichen Fabrikate von unterschiedlichen Herstellern der elektrischen Geräte in einem Management zu integrieren.  Mit einer App auf meinem I-Phone oder Laptop kann ich auch von der Ferne steuernd und regelnd auf meine Hausanlage zugreifen.

Die Autarkie war nicht mein Ziel. Gerade im Sommer hätte ich lieber meinen Überschussstrom in das Stadtwerkenetz eingespeist, als ihn abzuregeln. Doch die überzogenen Regeln, steuerlichen Auflagen, Zähleranforderungen und Berichtspflichten hätten mich und die Stadtwerke überfordert, so dass wir die Autarkie als technische Lösung gewählt haben.

Der Vorteil der Autarkie ist aber, dass ich keine Strom- und Spritrechnungen mehr bezahle. Nur wenn ich lange Strecken unterwegs bin, muss ich Strom an öffentlichen Ladestationen laden.  Meine einzigen Energieausgaben sind nur noch etwa drei bis vier Ster Holz und etwas mehr als 1000 Liter Pflanzenöl im Jahr, womit ich auch im Winter Strom, Wärme und Ladestrom habe.

Die horrend gestiegenen Strompreise berühren mich nicht mehr. Die Neuinvestitionen für die Autarkie werden sich daher in knapp 10 Jahren amortisiert haben.