Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg zu 100% Erneuerbaren Energien

Liebe Leserinnen und Leser,

Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg zu 100% Erneuerbaren Energien

Es ist erfreulich und manchmal erstaunlich, wer da alles mit großen Erfolgen und mit Riesenschritten auf dem Weg zu 100% Erneuerbaren Energien unterwegs ist. Zwei Bespiele ließen kürzlich aufhorchen.

Portugal erzeugte im letzten März bilanziell über 100 % Ökostrom. Damit wurde erstmals in einem ganzen Monat mehr Ökostrom erzeugt, als insgesamt Strom in ganz Portugal benötigt wurde. Ein großer Erfolg, den vor Jahren niemand für möglich gehalten hatte.

Nun arbeitet Portugal verstärkt daran, den Strombedarf mit Ökostrom ganzjährig zu jeder Jahresstunde zu decken. Große Leitungen nach Spanien sollen genauso helfen, wie die Speicherung und Sektorenkopplung im eigenen Lande.

Auch der Weltkonzern Google hat es 2017 erstmals geschafft, bilanziell seinen ganzen Stromjahresbedarf mit Erneuerbaren Energien zu decken. Zum Teil wurde Ökostrom in eigenen Anlagen produziert und mit dem Zukauf von Ökostrom ergänzt. Google hatte sich das Ziel, seinen Stromverbrauch zu 100% Prozent mit Erneuerbarer Energie abzudecken, bereits vor einigen Jahren gesetzt und ist dem nun einen großen Schritt näher gekommen.

Für Google ist das keine Kleinigkeit. Immerhin verbrauchen die Internetserver der Welt mehr Energie als der weltweite Flugverkehr.

Auch andere Konzerngiganten im IT-Geschäft wie Apple, Amazon und Facebook haben das Ziel einer 100% Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien anvisiert und gehen mit großen Schritten darauf zu.

Damit zeigt sich ganz klar: wo es einen politischen oder unternehmerischen Willen gibt, dort kommen sehr schnell große Erfolge im Ausbau der Erneuerbaren Energien.

Dort wo aber der politische oder unternehmerische Wille fehlt, fehlen dann auch die Erfolge. Paradebeispiel ist der einstige Vorreiter Deutschland. Der Wille der rot-grünen Parlamentsmehrheit trieb mit dem EEG und anderen unter rot-grün geschaffenen Gesetzesgrundlagen die Investitionen in Erneuerbare Energien auf einen steilen Ausbaupfad. Seit dem Höhepunkt mit umgerechnet 40 Mrd. USD Investitionen in Erneuerbare Energien im Jahre 2010 sind aber die Investitionen in 2017 auf nur  noch 14,6 Mrd. geschrumpft – und das genau in der Phase, wo die Erneuerbaren Energien, insbesondere Solar und Wind kostengünstiger als fossile und atomare Stromerzeugung wurden. Deutschland wurde unter Kanzlerin Merkel vom globalen Vorreiter für Erneuerbaren Energien und Klimaschutz wieder zum Klimasünder, denn seit Jahren sinken die jährlichen CO2-Emissionen in Deutschland nicht mehr nennenswert. Offensichtlich fehlte und fehlt es weiterhin am politischen Willen, in den deutschen Regierungen unter Kanzlerin Merkel – anders als in Portugal.

Auch große DAX-Konzerne in Deutschland reden zwar mal gerne vom Klimaschutz, lassen aber keine erkennbaren Aktivitäten sehen. Jedenfalls habe ich mit Ausnahme von SAP noch nie etwas vom Ziel der 100% Erneuerbaren Energien-Versorgung bei VW, Daimler, BMW, BASF oder anderen deutschen Konzernen gehört, geschweige denn eine Erfolgsmeldung, wie sie gerade von Google kommt.

Deutschland ist längst unter ferner liefen, was die Investitionen in Erneuerbare Energien angeht und koppelt sich immer mehr vom Welttrend ab, denn global steigt der jährliche Zubau in Erneuerbaren Energien im Gegensatz zur EU und Deutschland immer steiler an. Insgesamt wurden 2017 279,8 Mrd. USD in Erneuerbare (ohne große Wasserkraft) investiert.

So gab es laut neustem gemeinsamen Bericht von UN Environment, Frankfurt School-UNEP Collaborating Centre und Bloomberg New Energy Finance 2017 einen Rekordzubau an neu installierter Leistung in Erneuerbare Energien mit 157 Gigawatt, gegenüber 143 Gigawatt in 2016 und damit weitaus mehr als die 70 Gigawatt, die weltweit noch in der fossilen Energieerzeugung zugebaut wurden.

 

Hammelburg, den 9. April 2018

Ihr Hans-Josef Fell