Uniper hält trotz Kohlekrise an Kraftwerksplänen fest, während in den USA mehr und mehr Kohleunternehmen finanziell in die Knie gehen.

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Uniper hält trotz Kohlekrise an Kraftwerksplänen fest, während in den USA mehr und mehr Kohleunternehmen finanziell in die Knie gehen

Uniper, das abgespaltene konventionelle Kraftwerksgeschäft von E.ON, setzt große Hoffnungen in sein neues Kohlekraftwerk Datteln 4. Im März wurden die Bauarbeiten fortgesetzt, im März 2018 soll es dann ans Netz gehen. Allen Klimabemühungen nach Paris zum Trotz.

Grund für Unipers Zuversicht sind laufende Lieferverträge mit der Deutschen Bahn und RWE, die mit dem Unternehmen jeweils eine Abnahme von 400 MW über Jahrzehnte hinweg vereinbart haben.

Doch besonders RWE zweifelt nun die Verträge an, da die Konditionen aus heutiger Sicht besonders schlecht für das Unternehmen sind. Beachtenswert ist, dass der damalige E.ON-Chef, Rolf Martin Schmitz, der die Verträge 2005 mit RWE ausgehandelt hat, nun den RWE-Chefposten übernehmen soll. Er hat also im Endeffekt die Verträge, gegen die er jetzt vorgeht, selber ausgehandelt. Andere Manager bei RWE setzen nun ironischerweise auf Umweltschützer, die gegen Datteln 4 klagen.

Offensichtlich hat E.ON immer noch nicht verstanden, dass die Kohle auch ökonomisch keine Zukunft hat. Schaut man in die USA, erkennt man deutlich, wie es um die Kohlewirtschaft bestellt ist: Fast alle großen Kohleförderer haben in den vergangenen anderthalb Jahren Gläubigerschutz oder Insolvenz beantragt. In den vergangenen fünf Jahren sind in den USA mehr als 30 % der Kohlekraftwerke vom Netz gegangen oder haben ihre Abschaltung angekündigt. Murray Energy hat nun angekündigt, bis zu einem Fünftel seiner 5.400 Bergleute zu entlassen.

Bob Murray, Mehrheitseigner von Murray Energy, gibt dem vermehrten Einsatz von Erdgas die Schuld an der Krise der Kohle. Durch den Fracking-Boom wurde dieses nämlich extrem günstig. Zudem hat der steile Ausbau von Wind- und Solarenergie in den USA die Kohlestromerzeugung unter Druck gesetzt. Darüber hinaus schreibt der „Saubere Energie-Plan“ der obersten Umweltbehörde den Bundesstaaten vor, bis 2018 einen Plan zu entwickeln, wie sie die Emissionen der Kraftwerke deutlich reduzieren wollen.

Anscheinend versteht die alte Kohlewirtschaft zusammen mit der Bundesregierung in Deutschland noch immer nicht, dass die Zeit der Kohle vorbei ist. Anstatt endlich konsequent auf Erneuerbare Energien umzusteigen und so die Unternehmen zu retten, halten sie fest an ihrer schmutzigen Energie bzw. bremsen mit der aktuellen EEG-Novelle den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Es ist ein Trauerspiel, dass die alten Energieriesen nicht frühzeitig erkannt haben, wie die Zukunft der Energieversorgung aussehen wird und nun in einer tiefen Krise sind. Dass Uniper Datteln ans Netz gehen lassen will, könnte E.ONs Weg in den Konkurs beschleunigen.

 

Berlin, den 06. Juli 2016

Ihr Hans-Josef Fell