Seehofer – der Retter der Erdkabel?!

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Seehofer – der Retter der Erdkabel?! 

Nun wird ausgerechnet Seehofer zugeschrieben, der Bundesregierung den Vorrang der Erdverkabelung abgerungen zu haben – was für eine Verdrehung der historischen Wahrheiten!

In der Gesetzesnovelle für den Leitungsausbau 2013 war es gerade der bayerische Ministerpräsident, der den Vorrang der Erdkabel verhindert hatte. Grund: Sie seien zu teuer. Nun hat er die im Bundeskabinett beschlossene Formulierungshilfe für die Gesetzesänderung im Bundestag mit ihren angeblichen Mehrkosten kommentiert: „Das sollten uns Mensch und Natur wert sein.“

Aber seit 2013 hatte Seehofer keineswegs für die Erdkabel gekämpft, sondern sich auf die Seiten derer gestellt, die die Leitungen gänzlich verhindern wollten. Den maßlos enttäuschten Bürgerinitiativen gibt er nun den Anschein, für sie alles erreicht zu haben.

Den ganzen von ihm angezettelten Bürgeraufstand und die heftigen jahrelangen politischen Diskussionen hätte er Deutschland ersparen können, wenn er gleich einsichtig gewesen wäre.

Nun müssen die Leitungen jedoch gar nicht teurer sein, wie allseits behauptet wird (vgl. mein gestriger Newsletter). Es gibt sehr günstige Erdverkabelungstechnologien, was sich aber noch nicht bis Bayern herumgesprochen hat. Wie sonst ist es zu erklären, dass die bayerische Energieministerin Aigner das Kostenargument der Leitungen gleich wieder zum Anlass nimmt, den außer bei der Windkraft am Boden liegenden Ausbau der Erneuerbaren Energien weiter zu drosseln? Feste Ausbauquoten für Ökostrom fordert sie nun. Unglaublich mit welch purer staatlicher Planwirtschaft die CSU die Erneuerbaren Energien erneut unter Druck bringen will. Und selbst wenn sie das erreichen würde, müsste ja dennoch der Atomstromersatz organisiert werden, was dann wohl nur noch mit neuen Erdgaskraftwerken vom bayerischen Großkonzern Siemens gehen kann. Die aber produzieren den Strom viel teurer als neue Erneuerbare Energien. Die bayerische CSU-Energiepolitik ist nur noch ein Stück aus dem Tollhaus.

Sankt Pölten, den 08.10.2015

Ihr Hans-Josef Fell
Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG