Neue Stanford-Studie belegt: CCS ist keine Option für ein nachhaltiges Energiesystem

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Neue Stanford-Studie belegt: CCS ist keine Option für ein nachhaltiges Energiesystem

Die Entnahme und Lagerung von CO2 durch die sogenannte CCS-Technologie (Carbon Capture and Storage) ist wieder einmal Teil der Debatte rund um eine zukünftige und nachhaltige Energieversorgung. Die Technologie findet ihre Fürsprecher vor allem in den fossilen Energieunternehmen, bei Klimaforschern und auch verstärkt in der Politik. Denn mit CCS, so wird argumentiert, können Kohle- und Gaskraftwerke weiterlaufen, während deren Emissionen eingefangen und gelagert werden. Ohne CCS sei wirksamer Klimaschutz unmöglich hört man vielerorts, sogar aus Wissenschaftskreisen.

Dass dem Klima nicht geholfen ist, wenn CCS-Technologie bei Kohle- und Gaskraftwerken installiert wird, hat erneut eine neue Studie der Stanford University unter der Leitung von Prof. Marc Z. Jacobson nachgewiesen. In seiner Studie hat Jacobson zwei Kohlekraftwerke mit unterschiedlichen CCS-Technologien verglichen, Carbon Capture and Use (CCU) und Synthetic Direct Air Carbon Capture and Use (SDACCU). Die Studie zeigt, dass beide Kraftwerkstypen in der Regel dazu beitragen die Luftverschmutzung zu erhöhen und CO2-Emissionen bestenfalls nur geringfügig (10-11% laut Berechnungen von Jacobsen) einsparen. Vor dem Hintergrund der Diskussionen um CCS-Technologien, bei denen automatisch davon ausgegangen wird, dass diese substanziell dazu beitragen CO2-Emissionen zu verringern, ist es wichtig zu sehen, dass sich genau diese Grundannahme als falsch erweist.

Selbst wenn CCS alle Emissionen einfangen könnte, so wäre ein solches System insgesamt immer noch schlechter als Kohle- oder Gaskraftwerke komplett durch Erneuerbare Energien zu ersetzen. Jacobsen betont hierbei auch die Schäden für die Gesundheit der Bevölkerung und weitere Kosten für die Gesellschaft. Konventionelle Kraftwerke mit CSS verursachen nicht nur Luftverschmutzung, sondern auch erheblich Schäden beim Bergbau der Energierohstoffe und enorme Zusatzkosten, während Windkraft- und PV-Anlagen weder das eine noch das andere verursachen.

Obwohl die CCS-Technologie weder großflächig erfolgreich getestet wurde, noch derzeit davon ausgegangen wird, dass die Kosten hierfür merklich sinken werden, um mit Erneuerbaren Energien konkurrenzfähig zu werden, ist sie immer noch Teil der energiepolitischen Debatte. Damit lenkt CCS Aufmerksamkeit und Ressourcen weg von den wirklichen Lösungsansätzen für ein klimagerechtes Energiesystem. Die Technologie schürt die Idee, dass man die Nutzung fossiler Energie am Leben halten könnte und verhindert dadurch wirklichen Klimaschutz.

Besonders in Deutschland ist die Verbindung aus Erdgas und CCS in der Diskussion, da sie hierzulande in den Zusammenhang mit „blauem Wasserstoff“ gestellt wird. Blauer Wasserstoff wird durch Kohlenstoff-Abscheidung aus Erdgas gewonnen. Im Zuge der neuen Wasserstoffstrategie wird dies sogar von der Bundesregierung unterstützt. Aus fossilen Energieträgern gewonnener Wasserstoff wird aber lediglich dazu führen, dass fossile Infrastrukturen am Leben gehalten werden und als Teil der „Lösung“ gesehen werden, obwohl – wie die angeführte Studie zeigt – CCS kein Teil eines nachhaltigen Energiesystems sein kann.

Die einzige Möglichkeit unser Energiesystem zu transformieren und gleichzeitig aktiven Klimaschutz zu betreiben ist die vollständige Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien.

Bielefeld, 15. November 2019

Ihr Hans-Josef Fell