Ministerin Wanka sollte die Kernfusionsforschung beenden, statt das neue erfolglose Experiment einzuweihen

Sehr geehrte Leserinnen und Leser!

Die nukleare Kernfusion geistert seit über 60 Jahren als Hirngespinst zur Lösung der weltweiten Energiefragen durch Medien, Politik und Wissenschaft. Seitdem wurden hunderte Milliardenbeiträge weltweit für die Kernfusionsforschung aufgebracht. Ab 1990 sollte die Kernfusion Strom liefern, so die Versprechungen aus den 50er Jahren. – Daraus ist nichts geworden. Heute sagen alle Forscher voraus, dass es auch vor 2050 keinen Stromerzeugungsbeitrag geben wird.

Die Einweihung des Kernfusionsexperimentes Wendelstein 7-X in Greifswald schießt diese Woche den Vogel ab. Mit siebenjähriger Verspätung und einer Kostensteigerung von 500 Mio. auf 1 Milliarde Euro soll es nun von Bundesforschungsministerin Wanka eingeweiht werden. Geplant ist, dass im Jahr 2015 das Plasmaexperiment im Stellarator endlich beginnen soll. Ob es dann wirklich dazu kommt, steht in den Sternen. Deutlich wahrscheinlicher sind weitere Erhöhungen des Forschungsbudgets. Bereits im Jahr 2000 versprachen mir Forscher in Greifswald, dass Wendelstein ohne Kostensteigerung und nach Plan 2007 in Betrieb gehen würde. Wie immer in der Kernfusionsforschung ist nichts daraus geworden.

Ministerin Wanka sollte endlich die Reißleine ziehen. Die Kernfusion wird niemals einen Beitrag zur Lösung der Energiefragen liefern können. Trotz jahrzehntelanger Unterstützung weiß die Kernfusionsforschung noch immer keine Antwort auf grundsätzliche Fragen, wie beispielsweise zur Beherrschbarkeit der ersten Wand. Anstatt Milliardenbeträge in ein Fass ohne Boden zu schieben, sollte die Bundesregierung anfangen die Mittel der Kernfusion in die Erneuerbaren Energien und Energieeinsparung umzuschichten.

Im Jahre 2002 hatte ich einen Bericht zur Kernfusion des wissenschaftlichen Beratungsbüros für Technikfolgenabschätzung (TAB) angestoßen (http://www.hans-josef-fell.de/content/index.php/dokumente-mainmenu-77/doc_download/256-kernfusion). In diesem Bericht empfahlen die TAB-Wissenschaftler eine völlige Neubewertung der Kernfusionsforschung. Bis heute sind weder Bundestag, noch Bundesregierung, noch EU-Kommission auf diese Empfehlung eingegangen. Stattdessen wird weiter in den Forschungsbudgets Europas und weltweit wesentlich mehr Geld für Kernfusionsforschung bereitgestellt, als für die Forschung für Erneuerbaren Energien.

Berlin, den 20. Mai 2014

Ihr Hans-Josef Fell