Höhere CO2-Preise stützen die Atomenergie

Liebe Leserinnen und Leser,

Höhere CO2-Preise stützen die Atomenergie

Viele Umweltschützer übersehen die Gefahr, dass Atomenergie ökonomisch bevorteilt wird, wenn es höhere Preise nur für CO2-Emissionen gibt und nicht alle anderen belastenden Probleme wie Radioaktivität, Methan oder Luftschadstoffe ebenfalls besteuert werden.

Ein erstes Beispiel kommt nun aus Tschechien.

Seit Jahrzehnten ist eine Wärmeleitung aus dem tschechischen Atomkraftwerk Temelín nach České Budějovice / Budweis im Gespräch. Nun wird die Investition getätigt. Den Ausschlag gaben die steigenden CO2-Preise des europäischen Emissionshandels, die das Projekt nun rentabel machen. Im Frühjahr 2019 wird der Bau der Leitung beginnen.

„Die Wärmeversorgungsvereinbarung mit ČEZ wird der Stadt České Budějovice, ihren Bewohnern und Unternehmen, die Wärme aus dem Kohleheizkraftwerk beziehen, eine langfristige Preisstabilisierung bringen. Wir werden unsere Abhängigkeit von Emissionszertifikaten und Kohlepreisen reduzieren. Der Preis für die Wärme, die aus dem AKW Temelin geliefert wird, ist mit dem von unserem Kraftwerk erzeugten Wärmepreis vergleichbar. Für alle Touristen und die Umgebung bedeutet dies eine spürbare Verbesserung der Luft, da hier deutlich weniger Kohle verbrannt werden wird“, sagte Bürgermeister Jiří Svoboda (ANO) der Tschechischen Pressestelle ČTK und dem Tschechischen Radio.

Das Heizkraftwerk in Budweis würde dann jährlich mehr als 80.000 Tonnen Kohle einsparen. Von einem Ausbau der Erneuerbaren Energien zur Wärmebedarfsdeckung wird dort nicht einmal in Betracht gezogen.
Die von vielen Umweltschützern, insbesondere in Bayern und auch von mir selbst seit Jahrzehnten geforderte Abschaltung der maroden Atomkraftwerksblöcke in Temelin wird mit dieser Investition mit Sicherheit noch schwerer durchsetzbar werden, da ja dann auch diese Fernwärme ersetzt werden muss und die Millioneninvestition in die Wärmeleitung sofort vernichtet würde.

Das Atomkraftwerk Temelin stellt auf Grund seiner Nähe nach Bayern im Falle einer Havarie wie in Tschernobyl oder Fukushima eine große Gefahr auch für Deutschland dar.

Es wird Zeit, dass die Forderungen nach einer CO2-Steuer endlich flankiert werden von einer gleichzeitig auch zu erhebenden Radioaktivitätssteuer, z.B. auf produzierten Atommüll. Die Nutzung der Atomenergie aus Klimaschutzgründen auszubauen ist angesichts der Gefahren und ungelösten Atomprobleme gefährlich. Genau dies aber bewirken höhere CO2-Preise, wie das Beispiel der Wärmeauskopplung in Temelin zeigt.
Gleiches gilt übrigens für Erdgas. Eine reine CO2-Steuer, wie oft gefordert, würde dem Erdgas einen erheblichen ökonomischen Vorteil geben, sofern nicht gleichzeitig auch Methan miterfasst wird. Der Europäische Emissionshandel beruht nur auf CO2 und eben nicht auch auf Methan. Damit stützt der Emissionshandel den Verbrauch von Erdgas, welches wegen seinen Methanemissionen mindestens genauso klimaschädlich wie Kohle ist.

Hammelburg, 8. Februar 2019

Ihr Hans-Josef Fell