Für aktiven Klimaschutz muss die Biogasbranche wieder politisch belebt werden

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Für aktiven Klimaschutz muss die Biogasbranche wieder politisch belebt werden 

Am letzten Sonntag feierte die Biogasanlage Fuchsstadt ihr 10-jähriges Bestehen. 2007 haben 17 junge engagierte Landwirte den Mut gefasst, eine große Gemeinschaftsbiogaslage zu bauen, die bis heute ökonomisch erfolgreich täglich 8.800 Kubikmeter Biogas produziert. Sie beliefern damit das E.ON Blockheizkraftwerk, welches für den großen Bundeswehrstandort Hammelburg ökologisch sauber Strom und Wärme bereitstellt. Damals konnte der Bezug von klimaschädlichem Erdgas aus Russland für den Bundeswehrstandort Hammelburg ersetzt werden; ganz im Sinne der Analysen der Bundeswehr, die ja in ihrer Studie zu peak oil die Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas als hohes friedenspolitisches Risiko  einschätzte.

In meiner Rede zur 10 Jahres Feier stellte ich diese Aspekte und den hohen Klimaschutzbeitrag der Biogasanlage heraus. Bezeichnend war der große Zuspruch der örtlichen Bevölkerung, die sich sehr interessiert am Tag der offenen Tür mit der Biogastechnologie beschäftigte. Auch würdigte ich die umweltpolitischen Leistungen der Landwirte, die wie viele andere in Deutschland eben keine Maismonokulturen zur Erzeugung der Pflanzenmaterialien anwenden. Vielmehr wird der hochwertige Mais auf lediglich ca. 300 ha Fläche der gesamten landwirtschaftlichen Fläche von 4.000 ha der beteiligten Landwirte angebaut. Fruchtfolge wird selbstverständlich eingehalten. Akzeptanzprobleme mit der örtlichen Bevölkerung gibt es keine, sondern nur positive Anerkennung.

Die Entwicklung der Biogastechnologie in Deutschland hat enorme technologische Fortschritte erreicht, die einen hohen Beitrag für die weltweite Energiewende und den Klimaschutz liefert. So berichtet die Fachzeitschrift Erneuerbare Energien in ihrer jüngsten Ausgabe, dass mit europäischem Wissen in Nicaragua über 2.000 bäuerliche Biogasanlagen installiert werden konnten, die den Bauern einen hochwertigen Dünger aus den eigenen landwirtschaftlichen Reststoffen liefern als Ersatz für teuren und klimaschädlichen Mineraldünger. Das Biogas ersetzt das Holz beim Kochen, wodurch für die am Herd stehenden Frauen die krebserregenden Rauchgasvergiftungen vermieden werden. Zudem wird das Biogas in Gasgeneratoren als Ergänzung zur Stromversorgung mit Solaranlagen verwendet. Gerade in den netzfernen Gebieten haben damit Biogas und Solarenergie erheblich zur Wohlstandsentwicklung und Armutsbekämpfung beigetragen. Biogas, Solarenergie, Windenergie, Geothermie und Kleinwasserkraft helfen das Ziel einer 100 %igen Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien der nicaraguanischen Regierung mit schnellen Schritten zu verwirklichen.

Die 17 engagierten Biogasbauern in Fuchsstadt bei Hammelburg verstehen die politische Welt nicht mehr, wo in Deutschland der Biogasanlagen Neubau mit der EEG-Novelle 2014 so gut wie völlig zum Erliegen gebracht wurde. Umweltverbände, ja sogar einige Grüne Politiker wie die Vorsitzende des Umweltausschusses im deutschen Bundestages Bärbel Höhn, halfen kräftig mit, das Image von Biogas wegen der Verfehlungen einiger Biogasproduzenten, die mit Maismonokulturen tatsächlich die Ökologie missachteten, die Biogasbranche insgesamt in die Kritik zu bringen. Da half es auch nicht weiter, dass viele grüne Kommunalpolitiker den Biogasausbau weiter befördern wollen. Das politische Ergebnis der verfehlten EEG-Gesetzgebungen durch die große Koalition aus Union und SPD ist der massive Einbruch des Biogasmarktes in Deutschland. Damit geht wertvolles unternehmerisches Know-How unwiderruflich verloren, gerade auch von Unternehmen, die sich immer um die ökologische Verbesserung der Biogaserzeugung engagiert hatten. Dabei gibt es neue Forschungsergebnisse mit Anwendungen effektiver Mikroorganismen und Biokohle, die ganz neue Chancen für die effiziente Erhöhung der Methangasproduktion bei gleichzeitiger Hygienisierung der Gärsubstrate ermöglichen. Nur wer soll denn die neuen Forschungen umsetzen, wenn es immer weniger Biogasfirmen gibt und gleichzeitig die Überlebenskämpfe den noch bestehenden Biogasfirmen keine finanzielle Luft für Innovationen mehr geben.

Jüngstes Beispiel ist die Beendigung des Neubaugeschäftes der Biogaspionierfirma Schmack Biogas, das zwischenzeitlich von Vießmann aufgekauft wurde und nun abgewickelt wird.

Der Verlust von 50 hochmotivierten und exzellent ausgebildeten Fachkräften in der Biogastechnologie interessiert bei CDU/CSU/SPD niemanden, denn sie haben ja keine laut schreienden Kohlekumpel vor sich.

Die Biogasbranche in Deutschland geht aktuell den politisch verordneten Weg in den ökonomischen Niedergang, so wie ihn die Solarwirtschaft, die Biokraftstoffbranche, die Geothermie oder die Kleinwasserkraft längst mit dem staatlich verordneten Deckeln und Einbrechen der Binnenmärkte hinter sich haben. Diese Niedergänge von unternehmerischen Kapazitäten sind ein hoher Schaden für den weltweiten Klimaschutz und die Innovationskraft von deutschen Firmen. Die deutsche Bundesregierung ist auf dem schnellsten Weg, die im letzten Jahrzehnt erworbene Technologieführerschaft, so wie in der Solarwirtschaft bereits geschehen, aktiv auch im Biogassektor aus dem Lande zu jagen.

 

Berlin, den 10. Mai 2017

Ihr Hans-Josef Fell