Erneuerbare Energien für das ölreiche Nigeria

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Erneuerbare Energien für das ölreiche Nigeria

Auf Einladung von Willie Obiana, dem Gouverneur des südöstlichen Bundesstaats Anambra, besuchte ich das ölreiche Nigeria für politische Gespräche. Organisiert wurde meine Reise vom WECASS Renewable Energy Centre, einer Organisation, die sich der Bildung und Ausbildung für Erneuerbare Energien und nachhaltige Entwicklung in Afrika widmet.

Wichtigstes Anliegen von Gouverneur Obiano ist es, Hilfe für eine nachhaltige Müllbewirtschaftung zu erhalten. Überall im Lande gibt es wilde Müllberge, voll mit Plastik und anderen Wegwerfprodukten der „modernen Gesellschaft“. Ich sagte ihm Unterstützung auf der Suche nach Unternehmen zu, die eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft und Müllbewirtschaftung organisieren können und vor allem aus den vorhanden stinkenden Müllbergen Wertstoffe wie Treibstoffe produzieren können.

Das ölreiche Nigeria, mit 150 Millionen Einwohnern die stärkste Ökonomie Afrikas, ist in den letzten Jahrzehnten in der Korruption versunken. Der gerade neu gewählte nigerianische Präsident Buhari hat nun bereits erste Erfolge im Kampf gegen die Korruption, vor allem in der Ölwirtschaft, erzielt. So hat die frühere Ölministerin bereits einige Milliarden US Dollar aus persönlichem Geld an den Staat zurückbezahlt. Dem Präsidenten reicht dies aber nicht, er verlangt alle unrechtmäßig erworbenen Gelder zurück. Nigeria benötigt in dieser neuen Phase alle Unterstützung von außen, vor allem zur Bekämpfung der Armut, um so den Nährboden für den Terror der Boko Haram im Norden zu entziehen.

Auch der Wunsch nach einer stabilen Stromversorgung ist in Nigeria sehr groß. Als die am schnellsten wachsende Ökonomie der Welt hat das Land enorme Energieprobleme. Das Bewusstsein, dass diese nur mit Erneuerbaren Energien gelöst werden können, ist groß. Die vielen täglichen Stromausfälle versuchen die Nigerianer mit eigenen Dieselgeneratoren zu überbrücken, mit all den Negativfolgen wie Lärm, Abgasen und hohen Spritpreisen. Qualitativ hochwertige Solaranlagen mit Batterien sind die Lösung. Viele Solaranlagen mit schlechter Qualität haben dort ihren Dienst nach wenigen Jahren aufgegeben, weshalb das Image von Solarenergie schlecht ist. Insofern ist viel Aufklärung und ein Neuanfang für die Solartechnik notwendig.

Große Hilfe für eine zunehmende Akzeptanz im sehr katholisch geprägten Süden Nigerias kann die neue Enzyklika des Papstes geben, wonach der Erhalt der Schöpfung auch den Ausbau der Erneuerbaren Energien erfordert.

Welche Blüten die Abhängigkeit von den Öleinnahmen treiben kann, konnte ich direkt erleben. Gouverneur Obiano musste gerade wegen der sinkenden Ölpreise eine harte Entscheidung treffen, die ihm die Wiederwahl kosten könnte. Wegen rücklaufender Staatseinnahmen musste er den größten Subventionsposten streichen: Die staatlich finanzierten Pilgerreisen für Tausende Pilger nach Rom und Mekka.

Teheran, den 19. August 2015

Ihr Hans-Josef Fell

Willie Obiano, Gouverneur des nigerianischen Bundesstaates Anambra im Gespräch mit Hans-Josef Fell.

(Willie Obiano, Gouverneur des nigerianischen Bundesstaates Anambra im Gespräch mit Hans-Josef Fell)