Eindrücke von der UN-Energiekonferenz in Bangkok

Liebe Leserinnen und Leser,

Eindrücke von der UN-Energiekonferenz in Bangkok

Vom 7.bis 8. Oktober veranstalteten die Regionalkommissionen der UN zusammen mit dem thailändischen Energieministerium im UN-Center in Bangkok ihre 10. Konferenz für Energie und nachhaltige Entwicklung.

In den Regionalkommissionen arbeiten fünf regionale Kommissionen zusammen, die sich um die ökonomische Entwicklung der Regionen kümmern, die UNECE für Europa und Zentralasien; die ESCAP für Asien und den Pazifikraum, die ECLAC für Lateinamerika, die ESCWA für Westasien und die ECA für Afrika. Die Konferenz sollte den Stand und die Strategien zur Erreichung der globalen Nachhaltigkeitsziele (SDG) diskutieren, insbesondere Ziel SDG7: nachhaltige Energieversorgung.

Die Konferenz war sehr gut besucht, fast alle der 197 UN Mitgliedsstaaten hatten Delegierte aus den Wirtschafts-und Energieministerien entsandt. Eröffnet wurde die Konferenz von der UN Untergeneralsekretärin Armida Alishbana, dem Thailändischen Energieminister Sontijirawong und dem Indonesischen Minister für nationale Entwicklung Brodjonegoro. Riaz Fatajana, Mitglied des pakistanischen Parlamentes und ich selbst hielten die beiden Eröffnungsreden.

Übereinstimmend wurde festgestellt, dass die Weltgemeinschaft nicht auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung ist, sondern insbesondere angesichts der Erderhitzung diesen längst verlassen hat. Für viele war aber dennoch neu, dass man die Welt komplett mit 100% Erneuerbaren Energien versorgen kann und zwar kostengünstiger als das heutige Energiesystem. In meiner Rede hatte ich die globale Simulation der Energy Watch Group und der LUT University mit 100% Erneuerbaren Energien vorgestellt.

Es gab sehr viele Nachfragen, insbesondere darüber, wie man eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien realisieren könne. Die Politischen Empfehlungen aus der Studie fanden daher besonders viel Beachtung.

Viele Teilnehmer*innen waren erstaunt über die Möglichkeiten der Erneuerbaren Energien. Bisher waren die meisten Redebeiträge aus Nationalstaaten meist sehr einseitig und liefen immer wieder nach dem gleichen Schema ab. Die Minister*innen oder Delegierten legten dar, wie viel Megawatt Solar- oder Windenergie sie bereits in den letzten Jahren aufgebaut haben und was ihre nächsten Ziele seien. Damit erweckten sie den Eindruck, dass sie sich alle für einen nachhaltigen Weg im Energiesektor einsetzen würden. Nicht diskutiert wird, dass dies fast überall in der Welt vollkommen unzulänglich ist und, dass die Investitionen in fossile und atomare Energie die der Erneuerbare Energien weit überwiegen, weltweit. Genau dies verhindert ja den Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung, entsprechend SDG7.

Schlimmer noch, auf der UN-Ebene geistert immer noch der Glaube herum, Erdgas sei nachhaltig und ein Beitrag zum Klimaschutz. Ein ganzer Tag wurde auf der Konferenz nur der Entwicklung und Unterstützung von Erdgasentwicklungen gewidmet. Auf den Podien saßen meist Vertreter der Erdgaswirtschaft selbst, die so ein hervorragendes Podium für ihre Wirtschaftsinteressen auf höchster UN-Ebene hatten. In einer kurzen Intervention machte ich auf die neuesten Forschungsergebnisse aufmerksam, wonach Erdgas wegen den immensen Methan-Vorkettenemissionen höchst klimaschädigend ist. Die Umstellung eines von Kohle und Öl hin zu Erdgas erhöht ja die gesamten Treibhausgasemissionen um 40%, wie die neue Studie der EWG aufzeigt. Zumindest einige der Teilnehmer kamen anschließend ins Grübeln, ob der angeblichen Umweltfreundlichkeit von Erdgas.

Die Konferenz zeigte auf, wie wichtig Aktivitäten der UN sind. Wo sonst kann auf globaler Eben die Breite der Energiefragen diskutiert werden und wo sonst können so viele Regierungsexpert*innen über die Möglichkeiten und Notwendigkeit von 100% Erneuerbaren Energien informiert werden.

Um so schlimmer ist der heutige Hilferuf von UN Generalsekretär Guterres, wonach die UN Ende des Monats zahlungsunfähig sein wird. Grund sind fehlende Beitragszahlungen, insbesondere der US-Regierung.

Berlin, 09. Oktober 2019

Ihr Hans-Josef Fell