Deutsch-japanische Klimaschutzkonferenz – Von Kyoto nach Paris

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Deutsch-japanische Klimaschutzkonferenz – Von Kyoto nach Paris

Auf Einladung des Instituts für Auslandsbeziehungen (IFA), einer Organisation des Auswärtigen Amtes, konnte ich neben dem Bürgermeister von Kyoto und dem Abteilungsleiter Klimaschutz im deutschen Umweltministerium, Franz-Josef Schaffhausen, eine der Hauptreden auf der deutsch-japanischen Klimaschutzkonferenz in Kyoto halten. Im Anschluss daran organisierte das IFA einige weitere Vorträge in Sakai und Tokyo, u.a. vor dem japanischen Presseclub.

Die Konferenz unter dem Titel „Von Kyoto nach Paris“ war mit 350 überwiegend japanischen Teilnehmern und Medienvertretern sehr gut besucht, darunter viele Bürgermeister, NGOs aus dem Bereich Klimaschutz, Erneuerbare Energien und Anti-Atom sowie Medienvertreter. Initiiert und hervorragend organisiert wurde dieses Symposium vom deutschen Generalkonsulat Osaka.

Nach Eröffnung der Konferenz durch Generalkonsul Carstens stellt Franz-Josef Schaffhausen den aktuellen Stand der Verhandlungen der UN-Klimakonferenz in Paris vor.

In meiner Rede stellte ich die Notwendigkeit einer Abkühlung der Erde anstelle einer weiteren Aufheizung der Erdatmosphäre heraus. Unterlegt wurde diese Forderung von der gerade erschienen Ausgabe der National Geographic, die auch auf ihrer japanischen Titelseite zur Erdabkühlung auffordert. Ich unterlegte diesen Appell mit der Weltentwicklung der Bewegung 100% Erneuerbare Energien sowie mit den vielen positiven Bespielen der Bürgerbewegung für Erneuerbare Energien in Deutschland und in Japan.

In meinen Gesprächen vor allem mit den Umweltaktivisten Mika Obayashi und Ida Tetsunari diskutierten wir die Möglichkeiten der japanischen Gesellschaft, den Atomausstieg und einen wirksamen Klimaschutz auch politisch durchzusetzen. Insbesondere gilt es, die wachsende Bürgerbewegung für Erneuerbare Energien zu unterstützen. Die deutschen Erfahrungen mit Energiegemeinschaften, aber auch mit modernen Technologien sind in Japan sehr gefragt.

In der Fotovoltaik gibt es in Japan aufgrund einer hohen Einspeisevergütung aktuell starke Investitionen. Die japanische Regierung setzt, obwohl der weitaus größte Teil nach dem Atomunfall in Fukushima die Atomenergie ablehnt, aber wieder auf das Wiederanfahren der AKW. Eines wurde bereits wieder in Betrieb genommen. Es wird erwartet, dass etwa 20 von den 54 abgeschalteten Japanischen AKW die höheren Sicherheitsprüfungen überstehen und wieder angefahren werden.

Offensichtlich stört der starke Ausbau der Fotovoltaik mit seinen großen Tagesspitzen die angestrebte große Stromproduktion aus den Grundlastwerken der Atomkraft, weshalb die japanische Regierung auch die Umstellung auf Ausschreibungen statt Einspeisevergütung diskutiert. Die Argumente sind die gleichen wie in Deutschland: die Erneuerbaren Energien, insbesondere die Fotovoltaik wächst angeblich zu schnell. Die Tageseinspeisespitzen des Solarstroms sind offensichtlich schon so hoch, dass sie die Wiederzuschaltung einzelner Kernkraftwerke stören. Alle anderen Erneuerbaren Energien wie Wind, Geothermie, Bioenergie oder Wasserkraft spielen im Ausbau nur eine kleinere Rolle in Japan. Damit zeigt sich, dass der starke erfolgreiche Ausbau der PV nicht ausreicht. Der Mix aus Erneuerbaren Energien ist entscheidend, damit Grundlastkraftwerke wie Atom- und Kohlekraftwerke tatsächlich dauerhaft abgeschaltet werden können.

Am Beispiel der Regierungsdiskussion in Japan zeigt sich, wie verheerend sich der Wechsel der Bundesregierung hin zu Ausschreibungen anstelle von Einspeisevergütung auf die globale Entwicklung der Erneuerbaren Energien auswirkt. Mit Verweis auf das Vorreiterland Deutschland begründet auch die japanische Regierung die Diskussionen um die Ausschreibungen, ein willkommenes Argument um die eigentlichen Atominteressen zu verschleiern.

Hier finden Sie meine Präsentationen auf japanisch:

http://bit.ly/1S1J70Z

http://bit.ly/1keGles

 

Berlin, den 6. November 2015

Ihr Hans-Josef Fell
Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG