10. Bürgersolaranlage in Niederbergkirchen eingeweiht

Liebe Leserinnen und Leser,

10. Bürgersolaranlage in Niederbergkirchen eingeweiht

Letztes Wochenende wurden in Niederbergkirchen gleich zwei neue große Bürgersolarparks eingeweiht.

Beide Anlagen zusammen haben eine Leistung von 3,75 MW. Der kleine Ort Niederbergkirchen in Niederbayern mit etwa 1.200 Einwohnern dürfte wohl eine der höchsten Pro-Kopf-Investitionen in Solarenergie haben – Solarparks, Solardächer und auch viel Solarthermie. Der Ort hatte mehrfach die Solarbundesliga gewonnen.

Doch auch nach dem Niedergang der Solarenergieinvestitionen in Deutschland ab 2013 investierten die Niederbergkirchner fleißig weiter in Dachanlagen, wie auch in Freiflächen. Widerstände gegen die PV-Anlagen in der Landschaft, wie sie in anderen Gemeinden oft erscheinen, gibt es in Niederbergkirchen so gut wie keine. Kein Wunder, denn der allergrößte Teil der Ortsbewohner ist gleichzeitig Mitglied in den verschiedenen Bürgersolaranlagen-Gemeinschaften und kann damit persönlich teilhaben an der Wertschöpfung der Anlagen.

Damit zeigt sich in Niederbergkirchen, wie der Ausbau der Erneuerbaren Energien mit hoher Akzeptanz der örtlichen Bevölkerung weiter vorangetrieben werden kann und muss: Teilhabe der Bevölkerung an den Investitionen, statt zu viele Fremdinvestitionen, die die örtliche Bevölkerung finanziell nicht einbinden wollen.

Genau dies sollte die AG Akzeptanz für Windenergie im Deutschen Bundestag endlich erkennen. Statt mit immer größeren Abständen zur Windkraft und damit auf weitere Verschlechterungen des Ausbaus der Erneuerbaren Energien zu setzen, sollte die Akzeptanz AG im Bundestag auf die Abschaffung der Ausschreibungen und Wiedereinführung moderner Einspeisevergütung setzen, weil dadurch eine hohe Akzeptanz über Bürgerbeteiligungen geschaffen werden kann.

Die Umstellung auf Ausschreibungen hat ja den wichtigsten K.O.-Schlag gegen die Akzeptanz für Erneuerbare Energien vor Ort geschaffen, da damit in vielen Fällen nur noch Fremdinvestoren ohne Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung auftreten.

Zwar konnten die gerade eingeweihten Anlagen in Niederbergkirchen auch nur über Ausschreibung realisiert werden. Doch die ausführende Firma MaxSolar hat die örtliche Bevölkerung sowohl finanziell, wie auch in der Planungsmitsprache voll eingebunden, wie mir Johann Holz, schon seit 20 Jahren treibende Kraft hinter den Bürgersonnenkraftwerken in Niederbergkirchen, im Gespräch versicherte. MaxSolar tritt im Wesentlichen als Dienstleister auf, um Planung, Finanzierung, Ausschreibungsbewerbung u.a. für die im komplexen Ausschreibungsmodus oft überforderten Bürgerenergiegemeinschaften zu organisieren.

Zukünftig will MaxSolar neben den Ausschreibungen, auch mit Direktvermarktung als Dienstleister für Bürgersolaranlagen auftreten.

Dies hat besondere Bedeutung, denn das Modell Niederbergkirchen kann innerhalb von Ausschreibungen nur sehr wenig kopiert werden, da das Ausschreibungsvolumen der Bundesregierung für Solarparks ja viel zu sehr beschränkt ist.

Übrigens hat im tief katholischen Niederbayern der Pfarrer die Solaranlagen eingeweiht. In der Hand hielt er die Enzyklika Laudato Si von Papst Franziskus und zitierte daraus die hohe Bedeutung von Solaranlagen für den Klimaschutz.

Für mich war am Abend sehr bemerkenswert, wie in der Diskussion der gut besuchten Abendveranstaltung nach meinem Vortrag im Wesentlichen nur Fragen aufkamen, wie denn der Ausbau der Erneuerbaren Energien wieder beschleunigt werden kann, was aus Klimaschutzgründen ja unverzichtbar sei. Keine Fragen danach, ob es denn einen menschengemachten Klimaschutz gäbe und keine Kritik an Erneuerbaren Energien als angeblicher Strompreistreiber. Auch dies ist ein klarer Beleg für mich wie wichtig die Bürgerenergiebewegung ist. Sie schafft nicht nur Akzeptanz, sondern auch ein klares Bewusstsein in der Bevölkerung, dass die Umstellung auf 100% Erneuerbare Energien der zentrale Pfeiler für wirksamen Klimaschutz ist.

Hammelburg, 1. Juli 2019

Ihr Hans-Josef Fell